Schwarz und Weiß sind wohl die beständigsten Trendfarben - auch wenn sie eigentlich gar keine sind. Sei es in der Modewelt, bei vielen vom skandinavischen Minimalismus geprägten Interior-Trends, in der Kunst durch den Dauerbrenner Schwarzweißfotografie oder neuerdings auch in der Beauty-Branche durch tiefschwarze Produkte mit Aktivkohle. Die Nichtfarben sind omnipräsent! Nur nicht bei Künstler Edward Granger, dessen Werke wahre Farbexplosionen sind.
Dass das eine willkommene Abwechslung zur Dominanz der Nichtfarben ist, zeigt der Erfolg von Granger: Er stellte gerade auf der Art Basel Miami Beach aus und gestaltete im vergangenen Jahr die Fenster des New-Yorker-Flagshipstores von Hermès mit einer farbenreichen Installation. Und weil sich nicht nur Hermès, sondern auch andere Modefirmen gerne mit jungen, talentierten Künstlern zusammentun, kooperiert der in New York ansässige Künstler jetzt auch mit Ralph Lauren Denim&Supply. Wir trafen den Amerikaner auf einer Pop-up Ausstellung in Berlin.
ICON: Herr Granger, glauben Sie, dass die Welt mehr Farben braucht?
Granger: Auf jeden Fall! Wir Menschen sind die einzigen Lebewesen, die Farben wirklich als solche sehen können. Und dennoch fürchten wir die Wirkung, die Farben auf uns haben können. Sie schaffen es beispielsweise Glücksgefühle in uns auslösen. Wir sollten aufhören, diese pulsierende Energie, die von Farben ausgeht, als etwas Negatives anzusehen.
ICON: Aber Ihr Outfit heute - weißes Hemd, schwarze Jeans - ist auch nicht gerade farbenfroh.
Granger: Das stimmt (lacht). Wenn ich meine Kunst präsentiere, wähle ich immer simple Outfits, da ich nicht mit ihr konkurrieren möchte. Bei meinen Werken mag ich es Statements zu setzen: Sie sollen wild sein und eine Anziehungskraft haben. Meine Person soll da eher nebensächlich sein.
ICON: Dieses Wilde bringen zahlreiche Pastell- und Neon- Töne in Ihren Werken zum Ausdruck. Doch so verspielt die Farbgestaltung Ihrer Kunst ist, so geradlinig, ja, geometrisch sind deren Formen. Wie kommt das?
Granger: Ich benutze schlichte Formen, um nicht von den Farben abzulenken. Dadurch lege ich den Fokus meiner Kunst uneingeschränkt auf die ausdrucksstarken Farben.
ICON: Haben Sie jemals probiert in schwarz-weiß zu malen?
Granger: Ja, doch für mich war das eher leblose Kunst. Ich meine schwarz-weiß sieht zwar puristisch und stylisch aus, aber ich kann ohne Farben meine Gefühle nicht ausdrücken.
ICON: Bevor Sie sich komplett Ihrer Kunst widmeten, haben Sie Architektur studiert. Wie kam es dazu?
Granger: Bereits als Kind besuchte ich eine Kunstschule, illustrierte viel und malte Cartoons oder Porträts meiner Familie. Als ich dann aufs College kam, wollte ich meinen Horizont erweitern und noch etwas anderes als die bildende Künste kennenlernen. Also entschied ich mich dazu Architektur zu studieren und bekam so noch ein zusätzliches sehr formelles Wissen über Kunst und Architektur.
ICON: Also war Ihnen von Anfang an klar, dass Sie nach dem Studium nicht als Architekt tätig sein würden?
Granger: Auf jeden Fall! Ich könnte nicht in einem Architekturbüro arbeiten, das wäre mir viel zu spießig.
ICON: Sie sind sehr aktiv auf der Sozialen Plattform Instagram. Dort haben Sie mehr als 50.000 Follower...
Granger: Das ist verrückt, oder? Ich bin total überwältigt, dass sich so viele Menschen für meine Arbeit und mich interessieren.
ICON: Nutzen Sie die Plattform auch geschäftlich?
Granger: Definitiv! Instagram ist eine großartige Möglichkeit, um meine Kunst unter die Leute zu bringen. Ich sehe es in erster Linie als eine Art Portfolio, durch das ich schon einige Bilder verkauft habe.
ICON: Scrollt man durch Ihren Instagram-Feed sieht man die zahlreichen Kooperationen, die Sie bereits eingegangen sind - zum Beispiel mit Hermès. Jetzt arbeiten Sie mit Denim&Supply Ralph Lauren wieder mit einer Modemarke zusammen. Was würden Sie sagen, was bedeutet Mode für Sie persönlich?
Granger: Genau wie mit meiner Kunst kann ich auch mit Mode ein Statement kreieren, dass meiner Persönlichkeit Ausdruck verleiht: Ich kann sein, wer ich möchte, durch das, was ich trage.
ICON: Wieso haben Sie sich für eine Kooperation mit Denim&Supply Ralph Lauren entschieden?
Granger: Ralph Lauren ist einfach eine tolle Marke. Und besonders der etwas raue und „edgy" Stil von Denim&Supply gefällt mir. Durch diesen kreiert die Marke einen Vibe, der sie für den „Brooklyn-Künstler-Typen" interessant macht - also auch für mich.
ICON: Was hat Ihnen am Shooting am besten gefallen?
Granger: Ich fand es toll, dass sie nicht nur mich sondern auch meine Kunst in dem Shooting in Szene setzten. Ich saß also inmitten meiner Kunst und konnte die Energie der Farben spüren. Das hat meine Werke für mich sehr lebendig gemacht.
ICON: Zum Schluss noch die Frage, die man jemanden der mit so vielen Farben arbeitet einfach stellen muss: Was ist Ihre Lieblingsfarbe?
Granger: Pink!
Zum Original