Vielleicht ist Humor die einzige Art, den Wahlkampf in den USA erträglich zu machen. Zumindest folgen die Organisatoren des Zündfunk Netzkongresses dieser These. Vor Beginn des Panels zur digitalen Auseinandersetzung zwischen Hillary Clinton und Donald Trump, spielen sie sinnlose Zitate von Günther Oettinger, Franz Beckenbauer oder Andreas Scheuer ein. Botschaft: Nicht nur in den USA werden fragwürdige Dinge gesagt. Doch im Moment halt vor allem dort.
Es ist längst kein normaler Wahlkampf mehr, der sich zwischen dem Milliardär und der ehemaligen Außenministerin abspielt. Es ist vielmehr eine „unheimlich schöne Schlammschlacht", wie Moderator Jannis Brühl es ausdrückt. Eine große Rolle spielt hierbei Social Media. „Die sozialen Medien können in der Politik eine große Macht entfalten", so Brühl.
Via Skype sind aus den USA Matthias Kolb, Johannes Kuhn und Hakan Tanriverdi zugeschaltet, die für die Süddeutsche Zeitung vom Wahlkampf berichten. Sie erkennen eine völlig neue Dimension, wie mit der Wahrheit umgegangen wird. „Trump lügt gerade auf Twitter unverblümt, und viele Leute kaufen ihm das ab", sagt Kolb. Zwar hätten Präsidentschaftskandidaten schon immer geschönte Statistiken verwendet, aber jetzt erreiche das Lügen eine neue Stufe. Auch beim Netzkongress wabert der Begriff der „postfaktischen Politik" durch den Raum. Fakten zählen nicht mehr, nur noch Emotionen und Gefühle.
„Trump ist eine Social-Media-Figur"Warum kaufen so viele Menschen Trump das ab? „Er ist eine Social-Media-Figur", sagt Kuhn, „er kennt die Mechanismen und mischt sich auch in Debatten ein, an denen er eigentlich nicht teilnimmt. So bleibt er im Gespräch."
Durch Social Media zerfällt die Gesamtöffentlichkeit in viele kleine Öffentlichkeiten. Sie sind für einen Populisten wie Trump leichter zu erreichen: Menschen, die sich abgehängt fühlen. Menschen, die genug von den politischen Eliten in Washington haben. Er bewegt sich in seiner eigenen Filterblase und findet dort Bestätigung. Die Kampagne von Hillary Clinton kommt dagegen fast brav daher. Sie sei eher ein Privatmensch als ein Social-Media-Profi, sagt Kuhn. Während Trump gegen die Medien wettert, sie der Lüge und Manipulation bezichtigt, twittert Hillary Clinton in Anspielung auf Trumps sexistische Äußerungen aus einem Video von 2006: „Frauen können Donald Trump verhindern" Die Schlammschlacht geht also weiter. Clinton gibt sich staatsmännisch, Trump ist der „Haudrauf".
Am 9. November werden wir wissen, wer sich durchsetzt. Doch dass Donald Trump bei einer Niederlage leisere Töne anschlägt, ist nicht zu erwarten. Im Gegenteil.
Das denkt der Netzkongress über Trump Auf Twitter läuft der US-Wahlkampf auf Hochtouren. Emotional und persönlich, teils schmutzig. Was sagen die Teilnehmer des Zündfunk Netzkongresses zu den Tweets von Clinton und Trump? Lukas Schöne hat sie gefragt.