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Davis Cup: Tennis-Bund vermasselt Debüt von Top-Spieler Brown - SPIEGEL ONLINE

Wenig Zeit? Am Textende gibt's eine Zusammenfassung.

Ab Freitag tritt das deutsche Davis-Cup-Team gegen Frankreich an. Philipp Kohlschreiber, Benjamin Becker, Jan-Lennard Struff und Andre Begemann sollen in Frankfurt den Einzug ins Viertelfinale schaffen. Dustin Brown wird dann die Daumen drücken. Zum einen den vier Auswahlspielern, zum anderen sich selbst.

Brown, 30-Jähriger Tennisprofi mit doppelter Staatsbürgerschaft (Deutschland/Jamaika), hofft derzeit, dass er noch einen Nachrückerplatz beim Turnier in Indian Wells bekommt. Doch es sieht schlecht aus, wahrscheinlich muss Brown die Zeit zum nächsten Turnier in Dallas eine Woche später mit Training überbrücken.

Brown hatte anders geplant. Eigentlich hätte er für Deutschland im Davis Cup spielen sollen. So war es ihm einst vom inzwischen geschassten Teamchef Carsten Arriens und später von dessen Nachfolger Michael Kohlmann mitgeteilt worden, danach hat Brown seine Flüge, Hotelbuchungen und Turnieranmeldungen ausgerichtet.

Jetzt macht eine Panne beim Deutschen Tennis Bund die Pläne des eigenen Teamchefs und Spielers zunichte. Denn der DTB hat versäumt, den Spieler rechtzeitig bei der International Tennis Federation umzumelden. Der nächste Rückschlag für den Verband, der einfach nicht zur Ruhe kommt und sich jüngst eine öffentliche Debatte mit dem ehemaligen Teamchef Carsten Arriens lieferte.

"Das ist jetzt bitter"

Im vergangenen Oktober verschickte der Tennis-Weltverband ITF ein Schreiben an die nationalen Verbände, in dem über eine Regeländerung informiert wurde. Demnach müssen seit Beginn 2015 Spieler, die bereits bei einem Mannschaftswettbewerb für eine andere Nation im Einsatz waren, neu gemeldet werden.

Die Regelung trifft auf Brown zu, der 2003 einmal für das Davis-Cup-Team Jamaikas spielte. Er verbringt derzeit die Tage in seinem Heimatort Winsen, den Weg nach Frankfurt zum Duell mit Frankreich aber kann er sich sparen. "Ich wollte schon immer für Deutschland im Davis Cup spielen, das ist mein Traum. Jetzt hätte ich die Chance bekommen und darf nicht. Das ist bitter", sagt Brown.

Der Verband bestätigt, von der ITF über die Regeländerung informiert worden zu sein, sieht die Schuld aber eher beim Spieler.

Brown hofft auf Nachrückerglück für Indian Wells

Sportdirektor Klaus Eberhard sagt: "Tatsächlich wurde der DTB im vergangenen Oktober von der ITF über die neue Regelung informiert. Als der neue Davis-Cup-Teamchef Michael Kohlmann Herrn Brown ins Team berief, ergab die Recherche des DTB, dass Dustin Brown im April 2003 bereits ein Mal für Jamaika gespielt hat." Da war die Meldefrist aber bereits abgelaufen. Brown habe den Verband nicht darüber informiert, dass er schon einmal für ein anderes Land gespielt hat.

Nur wurde der Spieler von der ITF nicht kontaktiert wegen der Regeländerung, "das Schreiben ging nur an die Verbände", sagt Brown. Für ihn sei die Situation doppelt ärgerlich. Nicht nur, weil ihm die Chance entgeht, für sein Land anzutreten. Dass er doch noch beim ATP-Turnier in Indian Wells starten darf, ist unwahrscheinlich. Eine Wild Card lehnten die Organisatoren ab.

Brown ist 99. der Weltrangliste, in seiner Karriere hat er knapp 1,5 Millionen Dollar (rund 1,35 Millionen Euro) Preisgeld gewonnen. Viel bleibt davon nicht übrig, zieht man die Kosten für Flüge, Hotels, Trainer ab. Lukrative Turniere aus der 1000er-Serie wie Indian Wells (Preisgeld: 5.381.235 Dollar) kann er sich kaum entgehen lassen.

Brown hofft, vielleicht als Nachrücker noch eine Chance zu bekommen: "Ansonsten muss ich die Woche mit Training überbrücken." In die USA fliegt er auf jeden Fall zurück - auf eigene Kosten. "Vom DTB habe ich kein Angebot bekommen, dass sie mir helfen."

Zusammengefasst: Der Deutsche Tennis Bund wollte Dustin Brown in das Davis-Cup-Aufgebot am kommenden Wochenende gegen Frankreich berufen. Weil Brown aber schon mal für Jamaika spielte, hätte der DTB ihn rechtzeitig ummelden müssen. Das hat der Verband versäumt.

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