Das zu Ende gehende Jahr 2013 war ein wahnsinnig aufregendes Jahr, nicht nur in positiver Hinsicht. Es war ein Jahr voller Glücksgefühle, bewegender Schicksale und großer Tragödien. Ein Jahr voller Skandale und Katastrophen, aber auch voll mit Rekorden und großartigen Emotionen. Ein persönlicher Rückblick.
Politisch wurde das Jahr stark von den Enthüllungen des "Whistleblowers" Edward Snowden geprägt. Der ehemalige Mitarbeiter US-amerikanischer Geheimdienste veröffentlichte geheime Dokumente, die die Abhörpraktiken dieser Geheimdienste bekannt machten. Die US-Regierung erteilte einen Haftbefehl, und Snowden floh über verschiedene Stationen nach Russland, wo er schließlich Asyl bekam. Die deutsche Regierung verhielt sich gegenüber der Weltmacht USA sehr passiv. Zumindest bis ans Licht kam, dass auch das Handy der Bundeskanzlerin überwacht worden war. Man könnte hier natürlich die Frage stellen, wieso eine der mächtigsten Frauen Europas nicht auf die Idee kommt, abgehört zu werden oder wieso der ganze Skandal erst nach Bekanntwerden dieser Tatsache ernsthaft debattiert wurde...
Im Großen und Ganzen stand der Wunsch nach Freiheit und Gerechtigkeit 2013 international stark im Vordergrund. Wobei die Vorstellungen von Gerechtigkeit natürlich sehr unterschiedlich sind. Nehmen wir beispielsweise Ägypten. Das Land der Pyramiden war einer der Schauplätze des "Arabischen Frühlings". Im Verlauf dieser Revolution wurde der ehemalige Machthaber Mubarak gestürzt, 2012 gab es Wahlen. Das Volk stimmte mehrheitlich für die "Muslimbrüder", eine islamistische Partei, die sich zur Scharia bekennt. In diesem Jahr stieg die Unzufriedenheit der Bevölkerung mit der Regierung erneut und es kam wieder zu starken Protesten. Diese gipfelten in einem Militärputsch und einer weiteren Krise in Ägypten. Es gibt starke Zweifel, ob bald wieder stabile politische Verhältnisse geschaffen werden können. Extremisten werden weiterhin versuchen, die Krise für sich zu nutzen.
Leider ist Ägypten nicht das einzige Land in dem Chaos herrscht. Weiterhin toben blutige Kämpfe in Syrien. Wobei die Situation hier noch schlimmer ist als in Ägypten. Der Hass und das Leid haben dazu geführt, dass mittlerweile nicht mehr zwischen Gut und Böse unterschieden werden kann. Es ist sogar soweit gekommen, dass sich die Revolutionäre mit Terroristengruppen verbündet haben. Tag für Tag sterben Hunderte Unschuldige durch diese sinnlose Gewalt. Auch hier ist leider kein Ende in Sicht. Jedoch ist die Arabische Halbinsel nicht der einzige Krisenherd. Auch in Europa und Asien gibt es Proteste gegen die aktuellen Machthaber. Gutes Beispiel dafür ist die Ukraine, wo unter Führung des Boxers und Milchschnittenliebhabers Klitschko seit Wochen riesige Demonstrationen veranstaltet werden. Diese richten sich gegen die "russlandfreundliche" Politik der ukrainischen Führung. Das sind natürlich nur Beispiele und es gibt viel mehr Krisengebiete, Ungerechtigkeiten und Proteste auf der ganzen Welt.
Natürlich darf im Jahresrückblick auch die Bundestagswahl nicht fehlen. In langen Verhandlungen haben Union und SPD einen Koalitionsvertrag ausgearbeitet. In dem Papier haben sie sich unter anderem auf eine "Mütterrente", die Maut für Ausländer und den Mindestlohn geeinigt. Leider ist die Finanzierung der Vorhaben meiner Meinung nicht genug geklärt. Des Weiteren werden Projekte wie die Energiewende erst einmal aufgeschoben und Themen wie Bildung in den Hintergrund gedrängt. Das Kooperationsverbot zwischen Bund und Ländern hat hier weiter Bestand und verhindert die Förderung von Schulen durch den Bund. Das ist für mich als Schüler unverständlich. Die Opposition (Linkspartei, Bündnis 90/Die Grünen) ist vom Stimmanteil zu schwach, um dem viel entgegenzusetzen.
Somit verlassen wir den Bereich Politik und widmen uns den Katastrophen der vergangenen zwölf Monate. Die Natur hat auch 2013 wieder voll zugeschlagen. Vom Tornado, der in Oklahoma eine ganze Stadt dem Erdboden gleichgemacht hat , bis zum Taifun, der auf den Philippinen für Chaos sorgte, war alles dabei. Es wird deutlich, das Klima verändert sich. Die Naturkatastrophen häufen sich und werden gefährlicher. Auch Deutschland wird nicht mehr verschont. Im Frühjahr sorgte starker Regenfall für riesiges Chaos. Viele deutsche Flüsse traten über die Ufer, Deiche brachen und ganze Landstriche wurden von einem Tag auf den anderen zu einer Seenlandschaft. Die großen Wassermassen hinterließen zerstörte Gebäude und, was noch viel schlimmer ist, zerstörte Existenzen.
Doch in dieser dramatischen Zeit wurden wir auch Zeugen von extremem Zusammenhalt. Freiwillige Helfer schufteten unermüdlich, um Deiche zu flicken, Sandsäcke zu füllen und Menschen zu evakuieren. Viele von ihnen kamen extra aus teilweise weit entfernten Orten oder nahmen sich frei, um den Betroffenen zu helfen. Diese Solidarität gegenüber den Opfern von wild fremden Menschen war mehr als bewegend.
Kommen wir zur Abwechslung mal zu den erfreulicheren Dingen des vergangenen Jahres. Besonders erfolgreich waren die deutschen Sportler. Von den Goldmedaillen von Robert Harting und Raphael Holzdeppe bei der Leichtathletik-Weltmeisterschaft in Moskau über das Triple der Bayern bis hin zum Europameistertitel der deutschen Fußballdamen. Es war ein grandioses Jahr für den deutschen Sport. Über allen anderen Erfolgen steht natürlich der erneute WM-Triumph von Sebastian Vettel, der die Formel 1 nach Belieben dominiert. Ein Ende dieser Siegesserie ist nicht in Sicht. Jedoch sind die Helden der Sportjahres nicht nur die erfolgreichen Sportler, sondern die Fans. Sie haben nicht nur für großartige Stimmung in jedem Wettkampf gesorgt, nein, sie haben in diesem Jahr auch gezeigt, wie weit die Liebe zu einem Verein führen kann. Im englischen Portsmouth haben Fans ihren insolventen Verein vom korrupten Eigentümer zurück gekauft und planen nun, den Club wieder zum Erfolg zu führen. Jeder Einzelne dieser Fans ist für mich ein wahrer Gewinner dieses Sportjahres.
Kommen wir zum Schluss zu einem der vielen tragischen Verluste des letzten Jahres. Vor Kurzem starb der ehemalige südafrikanische Freiheitsaktivist Nelson Mandela. Er ist in meinen Augen einer der wenigen wahren Helden der vergangenen 100 Jahre. Er hat gezeigt, was Menschlichkeit wirklich bedeutet. Wegen seines Kampfes gegen die Apartheid in seiner Heimat wurde er für 27 Jahre inhaftiert. Doch als er auf freien Fuß gesetzt wurde, war er nicht voller Hass gegenüber denen, die ihm das antaten, sondern er vergab ihnen. Danach wurde er zum ersten "schwarzen" Präsidenten Südafrikas gewählt. Für mich ist er ein unsterblicher Held.
Allen einen guten Rutsch - wir sind gespannt, was uns 2014 erwartet.
Lukas Kruse, Jg. 12, Einstein-Gymnasium, Potsdam
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