Lotte Laloire

Freie Journalistin, Trainerin, Lektorin, Politikwissenschaftlerin, Berlin

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Aktivistin tritt in Die Linke ein: »Anarchie ist meine Utopie«

Eigentlich ist sie Anarchistin, Krankenschwester und Seenotretterin. Jetzt steigt Lea Reisner von null auf hundert in die Linkspartei ein

Interview: Lotte Laloire

Lea, du willst für Die Linke ins EU-Parlament ziehen. Warum das denn, du bist doch Anarchistin?

Es braucht jetzt einfach eine starke linke Partei. Klar, Anarchie ist meine Utopie. Wenn ich die Augen zumache und mir eine perfekte Gesellschaft vorstelle, dann leben wir da alle gleichberechtigt zusammen, ohne dass Menschen übereinander herrschen. Aber aktuell sind wir sehr, sehr weit weg von dieser Utopie, und in unserer Realität spielt der Parlamentarismus eben eine Rolle. Wir stehen an einem Wendepunkt, an dem ganz, ganz dringend etwas passieren muss. Der massive Rechtsruck in Europa macht mir Angst. Das ist einfach nur gruselig.


Was findest du besonders gruselig?

Die Migrationsdebatte: Leute aus allen Parteien – außer der Linken – sprechen gerade darüber, Menschenrechte abzuschaffen. Aber die Idee von Menschenrechten ist doch, dass sie für alle gelten – oder sie gelten gar nicht. Wenn man erst mal ein Recht abschafft, dann wird das nächste bald folgen. Einige Kommunen haben schon angekündigt, dass die geplante Bezahlkarte nicht nur für Geflüchtete, sondern auch für Bürgergeld-Berechtigte eingeführt werden könnte. Die müssten sich jetzt am stärksten gegen die Asylrechtsverschärfungen wenden, denn sie könnten die nächsten sein, die entrechtet werden. Danach kommen die, die im Niedriglohnsektor arbeiten, und so geht die Abwärtsspirale immer weiter, wenn wir jetzt nichts tun.