Wojtek Czyz. Ein Mann - zwei Karrieren. Er galt als hoffnungsvolles Nachwuchstalent des Profifußballs, bis ein tragisches Foul eines Gegenspielers seine Karriere abrupt beendete: Das Knie zertrümmert, Arterien gerissen - Beinamputation. Es folgten: Die erfolgreiche zweite Karriere als Paralympics-Teilnehmer und vier Goldmedaillen.
Nun wird noch einmal alles anders. Wojtek Czyz und seine Frau Elena Brambilla stechen mit ihrem Katamaran in See. Auf der "Imagine" wollen sie die Welt umsegeln. Für vier Jahre oder sogar länger. Denn Czyz will helfen - und zwar denjenigen, denen wie ihm ein Bein fehlt, die aber ohne Hilfe zurechtkommen müssen. Menschen in Afrika, Südamerika, Asien, die häufig sozial ausgegrenzt sind und denen jegliche finanziellen Mittel fehlen.
Mit an Bord: eine Prothesenwerkstatt mit 3D-Drucker, Baumaterial und der Wunsch, Betroffenen Mut zu machen. "In der Werkstatt kann jeder Orthopädiemechaniker eine Prothese bauen", erklärt Peter Lieb, Pressesprecher des gemeinnützigen Vereins Sailing4handicaps. Entweder per Gipsabdruck oder mithilfe des 3D-Druckers, mit dem passgenaue Beinschaften aus Kunststoff gebaut werden können. Das hat den Vorteil, dass das Paar nicht tonnenweise Gips mitschleppen oder vor Ort besorgen muss. Ärzte und Techniker können dank Sponsoren und Spendengelder zu den jeweiligen Behandlungsorten fliegen. Dafür hat der Verein ein extra Spendenkonto eingerichtet.
Die Werkstatt liegt im Heck des Katamarans, im ehemaligen Vorraum des Kapitän-Sitzes. Statt eines Tisches steht hier jetzt eine mit einem Segel überdachte Werkstattbank. Die Kosten für den Umbau trug der ehemalige Paralympics-Teilnehmer selbst.
Seit drei Jahren bereitet sich das Paar auf die Weltumseglung vor, erlernte Segeltechniken, absolvierte Bootsführerscheine, gründete den Verein Sailing4handicaps, organisierte Sponsoren und kontaktierte Hilfsorganisationen weltweit. Los geht es im holsteinischen Neustadt in der Lübecker Bucht. Ihren ersten Patient trifft das Paar Anfang 2016 in Marrakesch, Marokko. Von dort geht es weiter nach Haiti, durch den Panamakanal nach Französisch-Polynesien, Malaysia und Indonesien.
Das frischverheiratete Paar sieht freudig, aber auch angespannt in die Zukunft. "Wojtek und Elena sind sich ihrer Verantwortung bewusst. Sie freuen sich auf die Zeit, werden mit Blick auf ihre Familien aber mit Sicherheit am Sonntag auch ein paar Tränen vergießen", glaubt Lieb.
Von Lisa Alix Brandau
Stand: 29.5.2015, 13.27 Uhr