Rock am Ring ist ausverkauft. Knapp 90.000 Besucher werden vom 5. bis 7. Juni auf dem ehemaligen Flugplatz von Mendig campen, feiern, rocken. Das entspricht fast der Hälfte aller Einwohner des gesamten Landkreises Mayen-Koblenz. Wie schafft es die Kleinstadt, sich für dieses Massenereignis zu rüsten?
"Dank Teamwork!" - sagt Jürgen Zinken, Leiter der Abteilung Öffentlichkeitsarbeit Rock am Ring, die extra für das Event eingerichtet wurde. Einwohner, Einzelhändler, Veranstalter, umliegende Kommunen, alle arbeiten eng zusammen. So ist zum Beispiel extra für die Veranstaltung ein neuer Stadtplan entstanden, an dessen Entwicklung jeder beteiligt war: der Tabakhändler, die lokale Brauerei, der Geschenkeladen. Er soll die Besucher in die Stadt locken, schließlich sollen alle vom Festival profitieren.
Freiwillige Helfer verteilen den Stadtplan am Bahnhof, vor dem Flugplatz und am Touristen-Stand auf dem Gelände - wahlweise auf Papier oder digital. Der Stadtplan bietet mehr als eine reine Straßenübersicht. Warensymbole führen Bedürftige ans Ziel: Das Croissant leitet zum Bäcker, der Bierkrug zum Ausschank, das Zelt zum Campingzubehör, das Steak zu den Grillwaren.
Die Mendiger sind zuversichtlich, dass der Stadtplan den Festivalbesuchern eine wirkliche Hilfe ist: "Erfahrungsgemäß verlassen zehn bis zwölf Prozent der Besucher das Festivalgelände", sagt Zinken. Zwar gibt es auf dem Gelände einen Supermarkt, aber alle, die im südwestlichen Bereich des Areals campen, sind schneller im Stadtzentrum als am Supermarkt - das ist nämlich keine zwei Kilometer entfernt. Und um diese Strecke noch zu versüßen, steht gleich am Ausgang (Bahnstraße Ecke B256) ein Stand der lokalen Bierbrauerei.
"Visuelle Vorbereitung ist eins, aber auch strukturell sind wir gut organisiert", erklärt Jürgen Zinken. Landkreis, Verbandsgemeinde, Nachbarstädte unterstützen die Kleinstadt durch Ordnungskräfte, beim Saubermachen und bei der Unterbringung der Veranstalter. Insgesamt sind etwa 60 freiwillige und dienstliche Helfer beteiligt - und alle arbeiten Hand in Hand: Der örtliche Getränkemarkt stellt seinen Parkplatz den Bierlieferanten zur Verfügung, Landwirte pflanzten Gras, um Felder in Parkplätze zu wandeln, Mitarbeiter des Ordnungsamtes beflaggten die Straßen, um den Weg zu weisen. "Es ist einfach eine gute Zusammenarbeit", freut sich der Pressesprecher.
Die Vorbereitungen für Rock am Ring scheinen in Mendig ganz nach Plan zu laufen. Auf dem Festivalgelände entsteht täglich ein neues Zelt und sogar einen Mobilfunkmast hat der Veranstalter aufgestellt, um das Netz in der Stadt vor dem Zusammenbruch zu wahren. Mit 2,8 Millionen Euro Mehreinnahmen durch das Event rechnet die Region - Geld, das wieder in kommunale Aufgaben wie Wirtschaftsförderung und Tourismus investiert werden soll.
Die Kleinstadt bietet optimale Voraussetzungen für das Event, zum Beispiel die gute Verkehrsanbindung und die zur Verfügung stehende Fläche. Diese würde sogar Platz für mehr Besucher bieten. Die Mendiger freuen sich auf das Festival. Zumindest noch. Welche Folgen es für die ruhige, idyllische 9.000 Einwohner Stadt hat, wenn tatsächlich weitere gut 9.000 Festivalbesucher in die Stadt schwärmen, wird sich zeigen. Schon jetzt gibt es für besorgte Anwohner eine Telefonhotline (02652/6029-198) und die extra eingerichtete Emailadresse der Stadt festival@mendig.de . Sollte es tatsächlich zu Schäden oder Unruhen kommen, können Betroffene diese 24 Stunden am Tag nutzen.
Dennoch: Bei der Umsetzung sind alle mit Leidenschaft dabei: "Wenn man plötzlich beruflich für ein Event zuständig ist, das man selbst schon fünf oder sechs Mal besucht hat, dann hängt da viel Herz dran" schmunzelt Zinken und spricht damit auch für viele Helfer in und um Mendig.
Stand: 28.5.2015, 12.19 Uhr