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Vogelfrei

Der Austro-Iraner Mehdi Kazemi wurde von den Revolutionsgarden im Iran inhaftiert und gefoltert. Die österreichische Botschaft tat nichts - weil er Doppelstaatsbürger ist

Mehdi Kazemis Zelle ist dreieinhalb Quadratmeter groß. Fünf Schritte in die eine, drei in die andere Richtung. Kein Fenster, Klo unter der Dusche, eine grelle Lampe brennt Tag und Nacht. Als die Tür aufgeht, verbinden die Wärter Kazemis Augen, wie immer, sobald er seine Zelle verlässt. Er werde hingerichtet, verkünden sie, schleifen ihn in den Hof. Er bricht zusammen.

"An diesem Tag veränderte sich etwas in mir", sagt Kazemi ein Jahr später, im März 2023 in einem Café in der Wiener Innenstadt. "Plötzlich hatte ich keine Angst mehr. Ich hatte akzeptiert zu sterben." Immer wieder reibt er sich die Augenbrauen, drückt die Daumen fest auf seine Lider. Vier Stunden lang erzählt er seine Geschichte.

Was Kazemi im Jänner 2022 erlebte, war eine Scheinhinrichtung, eine gängige Folterpraxis im Iran. Drei Monate dauerte es, bis es seiner Familie gelang, ihn um 22.000 Euro Kaution aus dem Gefängnis zu holen, damit er in Freiheit auf seinen Prozess warten konnte. Das Urteil kam Monate

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