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Alle Pläne kaputt: So meisterte die Grimmschule ihren Corona-Lockdown

Ganz offiziell ging die Gebrüder-Grimm-Schule am Freitag in den Ferienmodus. Tatsächlich wurde sie wegen eines akuten Corona-Falls aber schon vorher wieder geschlossen. Eine wahre Frust-Situation - die aber auch Chancen eröffnete.

Bockum-Hövel - Ja, es ist frustrierend. Es ist belastend. In der Gebrüder-Grimm-Schule hatten sich Schüler und Lehrer gefreut, sich endlich wieder in Klassenräumen in Präsenz zu sehen. Eine knappe Woche vor den Sommerferien musste die Schule ihre Pforten schon wieder schließen - ein Corona-Fall trat unter den Schülern auf. Alle Pläne waren zunichte. Abschlussfeiern der Viertklässler zum Schuljahresende mussten ausbleiben. Erstklässler aufs erste Zeugnis erst mal verzichten. Wie der WA erfahren hat, versuchen die Beteiligten, das Ganze trotzdem positiv zu sehen. Der Schulleiter richtet den Blick generell in die - digitale - Zukunft.

Die kurzfristige Schulschließung sei besonders organisatorisch eine große Herausforderung gewesen. „Die Nachricht erreichte mich, als ich im Stau stand", erzählt Schulleiter Frank Wagner von dem bitteren Moment, als er von der Schließung erfuhr. „Dank eines eingespielten Kollegiums" waren nach einigen Stunden trotzdem alle Eltern kontaktiert - und auch eine Teststruktur bereits erarbeitet. Diese sah vor, dass alle Familien zeitversetzt eintreffen, damit die Schüler einzeln auf Covid-19 getestet werden konnten. „Alle waren sehr diszipliniert und gelassen. Wir haben tolle Eltern, tolle Kinder und ein zusammenarbeitendes Team", lobt Wagner. Lehrkräfte verschickten Kopien der Zeugnisse per Post, die Zeugnisvergabe bleibt dieses Jahr aus.

Trotzdem sei die plötzliche Schulschließung laut Wagner vor allem eine emotionale Belastung. Es sei vor allem wichtig gewesen, den Eltern und Kindern nicht das Gefühl zu vermitteln, dass sie alleine seien.

Viele Informationen per digitalem Kontakt

Digitale Aufgaben blieben in der letzten Woche zwar aus, dafür gab es aber Videokonferenzen und Telefonate zwischen Lehrern und Schülern. Überhaupt gibt es an der Gebrüder-Grimm-Schule viele Informationen per digitalem Kontakt. So fanden zwei Zoom-Treffen für Schulanfänger-Eltern statt, bei denen laut Wagner rund zwei Drittel der Eltern teilnahmen. Die Schule gab Informationen und klärte Fragen. Und trotz aller Schwierigkeiten habe man, so Wagner, Gemeinschaft erleben können.

Auch wenn Schule und Notbetreuung in dieser Woche dicht blieben, das Lehrerkollegium an der Gebrüder-Grimm-Schule ließ sich nicht unterkriegen und versucht das Schulmotto „lachen, leisten, lesen" auch in der Corona-Krise umzusetzen - wenn auch über neue Wege. „Wir müssen mit der Zeit gehen, wenn wir nicht auf der Strecke bleiben möchten", erklärt Frank Wagner. Gerade jetzt werde deutlich, wie präsent die Digitalisierung im Alltag ist und wie wenig man um sie herum kommt - auch als Schule nicht. In der Corona-Krise böten digitale Formate kreative Möglichkeiten, um im Social Distancing soziale Kontakte zu wahren und Kinder mit kreativen Herausforderungen zu versorgen.

Zeitgemäß auf digitalen Alltag vorbereiten

Es sei wichtig, Schüler und Schülerinnen zeitgemäß auf den digitalen Alltag vorzubereiten. „Man muss nicht mehr alles im Kopf haben, wenn man ein Smartphone in der Tasche hat. Unsere Aufgabe ist es, Basiskompetenzen zu vermitteln und zu zeigen, woher man Informationen beziehen kann", meint Wagner. Zu diesen Basiskompetenzen gehören vor allem Kreativität und emotionale Intelligenz. Diese schule man, indem man Kinder vor Herausforderungen stelle und ihre Wissbegierde fördere.

Als Träger des deutschen Schulpreises versuche die Gebrüder-Grimm-Schule, auch bei diesen Herausforderungen der Corona-Krise vorauszugehen und ihre Schüler und Schülerinnen zukunftsfähig zu machen - ohne dabei die positive Grundstimmung zu verlieren.

Für das Ende der Sommerferien ist übrigens ein Treffen mit den Viertklässlern vorgesehen, um deren Schulabgang noch in gebührendem Rahmen nachzufeiern.

Lilly Bittner
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