1 Abo und 0 Abonnenten
Artikel

Dürre in Deutschland?: Ein Wechselbad der Bodenfeuchte

Hinter uns liegt ein heißer Juni mit einem Wechselbad aus Trockenheit und Nässe. Laut WetterKontor lag die durchschnittliche Temperatur 2,6 Grad Celsius über dem 30-jährigen Mittelwert der Jahre 1991 bis 2020. Trotzdem fiel über ein Viertel mehr Regen als in einem durchschnittlichen Juni. Im Juli hingegen folgten bisher überdurchschnittlich kalte Temperaturen bei zu wenig Niederschlag. Es stellt sich die Frage, ob ein Dürresommer wie jener im Jahr 2018 folgt.

Von einer Dürre spricht man, wenn die Bodenfeuchte unter den Wert fällt, der nur in 20 Prozent der Jahre zwischen 1951 und 2015 erreicht wurde. Dürre erstreckt sich meist über einen längere Zeitraum. Andreas Marx, der den Dürremonitor des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung koordiniert, erklärt, dass einmal entstandene Dürrephasen in der Regel das gesamte Sommerhalbjahr anhalten.

Das liege daran, dass das Wasserdefizit im Gesamtboden in diesen Phasen über 100 Liter pro Quadratmeter betrage. Es bräuchte also mehrere Monate überdurchschnittlichen Regen, um dieses Defizit aufzuholen. Der Gewitteranteil am Niederschlag sei in den Sommermonaten allerdings höher. Dabei falle das Wasser schneller vom Himmel und habe keine Zeit, in den Boden zu versickern - es laufe oberflächlich ab. Hinzukomme, dass Pflanzen zusätzlich Wasser aus den Böden ziehen. Außerdem sei in den Sommermonaten mit höheren Temperaturen zu rechnen, bei denen die Verdunstung zunehme. Dürren im Gesamtboden lösten sich somit eher im Winterhalbjahr auf.

Bisher keine überregionale Dürre

Aktuell sind solche Dürrephasen nicht zu verzeichnen. Das zeigt der Dürremonitor deutlich. Dieser misst den Bodenfeuchteindex und vergleicht ihn mit dem Durchschnittswert zwischen 1951 und 2015. Betrachtet man die Feuchtigkeit des Gesamtbodens bis in eine Tiefe von 1,80 Meter Tiefe, herrschte lediglich im Osten Deutschlands und im äußersten Süden Bayerns außergewöhnliche Dürre. Im Vergleich zu den vorherigen Jahren ist das jedoch ein positiver Stand.

Auch bei Betrachtung des Oberbodens (bis 25 Zentimeter Tiefe) sei 2021 laut Marx bislang kein außergewöhnliches Dürrejahr. In diesem Bereich zeigt der Dürremonitor lediglich im äußersten Süden Bayerns eine außergewöhnliche Dürre. In Teilen Sachsen-Anhalts sowie im Osten Mecklenburg-Vorpommerns ist der Oberboden außergewöhnlich trocken, in den restlichen Regionen Deutschlands besteht keine Trockenheit. Im Vergleich zu den Vorjahren 2017 bis 2020 sind auch das gute Zahlen.

Für Landwirte ist besonders der Messwert des pflanzenverfügbaren Wassers zentral, der den Wassergehalt in mittelgroßen Poren misst. Der Bodenwassergehalt hingegen misst das gesamte Wasser in allen Poren. Der Boden besteht aus festen Bodenpartikeln sowie Poren, die mit Wasser oder Luft gefüllt sind. Es sind jedoch nicht alle Wasservorräte aus Poren für Pflanzen nutzbar, sondern lediglich jene aus mittelgroßen Poren. Grund hierfür ist, dass kleine zu fest gebunden sind und somit der Saugkraft der Wurzeln standhalten. Aus zu großen Poren versickert das Wasser. Am vergangenen Montag maß der Dürremonitor im Nordosten Deutschlands und in Thüringen Trockenstress (pflanzennutzbares Wasser (nFK) kleiner als 30 %), in den restlichen Teilen Deutschlands war keine Trockenheit nachweisbar. Vor 14 Tagen waren noch der gesamte Osten Deutschlands sowie Teile Hessens, Baden-Württembergs und Rheinland-Pfalz von Trockenstress betroffen.

Dürrephase in diesem Sommer unwahrscheinlich

Ob sich in Deutschland noch eine Dürrephase einstellen wird, bleibt wetterabhängig. „Eine verlässliche Prognose über längere Zeiträume ist nicht möglich, so dass aktuell nicht absehbar ist, ob sich in diesem Jahr eine längere trocken-heiße Phase einstellen wird", sagt Bianca Plückhan vom Deutschen Wetterdienst. Eine starke Sommertrockenheit sei dieses Jahr jedoch unwahrscheinlich. Das liege zum einen an der günstigeren Ausgangssituation. Der DWD verzeichnete innerhalb der letzten drei bis sechs Monate normale bis feuchte Verhältnisse und auch der Boden ist zumindest im Vergleich zu den Vorjahren feuchter. Hinzukommt, dass der DWD für die kommenden sieben bis zehn Tage eine Fortsetzung der unbeständigen Witterung prognostiziert.

Das ist besonders für die deutschen Wälder eine gute Prognose. Für diese seien Dürrephasen besonders problematisch, sagt Marx vom Helmholtz-Institut. In Dürregebieten vertrocknen zum einen die Bäume. Ein größeres Problem für Wälder sind jedoch Schädlinge, die bei Trockenheit leichtes Spiel haben. Ausreichend mit Wasser versorgte Bäume könnten Schädlinge abweisen, indem sie beispielsweise Harz entwickeln.

Zum Original