Stuttgart - Wer ein Bild betrachtet, kann kaum erkennen, ob es von einem Mann oder von einer Frau gemacht wurde. Mit dem Wissen darum, dass eine Fotografie von einer Frau stammt, zeigt sich aber: Frauen blicken auf ihre weiblichen Modelle anders als männliche Fotografen das üblicherweise tun. Der Bildband „Frauen sehen Frauen" stellt die Werke der wichtigsten Fotografinnen des 19. und 20. Jahrhunderts nebeneinander und macht so ebendiesen Blick sichtbar.
Das Buch enthält kurze Biografien nicht nur der Fotografinnen, sondern auch der Fotografierten - darunter viele Prominente wie Hillary Clinton oder Romy Schneider. Vermissen lässt er dagegen Erläuterungen zu den einzelnen Bildern und ihrer Entstehung. Dafür liefert die Kulturwissenschaftlerin Elisabeth Bronfen in einem Essay eine tiefgehende Einordnung und Interpretation der Bilder im Kontext der weiblichen Fotografie.
Blicke des BegehrensDie Darstellung des - mitunter freizügigen - weiblichen Körpers ist dabei nur ein Thema. Hier zeigen sich die Unterschiede aber am deutlichsten: Der Blick eines Mannes ist traditionell ein fremder, oft verbunden mit Begehren, so Bronfen. Der weibliche Blick dagegen ist geprägt von der Ähnlichkeit zwischen der Fotografin und der Fotografierten.
Sie resultiert in Identifikation, in Vertrautheit oder vielleicht sogar in Neid auf die Schönheit der anderen. So zeigen viele der Bilder die porträtierten Frauen unverhüllt und natürlich, ohne dabei erotisch zu wirken - eine angenehme Darstellung, die man heutzutage selten sieht.
Info zum BuchFrauen sehen Frauen/Women Seeing Women. Eine Bildgeschichte der Frauen-Photographie im 19. und 20. Jahrhundert. Herausgegeben von Lothar Schirmer. Mit einem Text von Elisabeth Bronfen. Verlag Schirmer/Mosel. Zweisprachige Ausgabe, 280 Seiten, 159 Tafeln in Novatone und Farbe. 39,80 Euro
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