Bis 22 Uhr im Büro sitzen? So etwas kommt für die neuen Arbeitnehmer angeblich nicht mehr in Frage. Die Generation Y, die gerade den Arbeitsmarkt betritt, legt mehr Wert auf Freizeit als auf Geld. Auch in meinem Freundeskreis haben wir schon diskutiert, ob dieses Label auf uns passt - mit gemischten Gefühlen.
Wer ist die Generation Y?So ganz klar ist die Generation Y gar nicht definiert. Die meisten Forscher ordnen ihr aber alle zu, die zwischen 1980 und 2000 geboren sind. Für die Ypsiloner gibt es noch viele andere Bezeichnungen. Soziologen sprechen auch von Millennials und meinen jene, die um die Jahrtausendwende im Teenager-Alter steckten.
Weil viele aus der "Gen Y" ihren Erstkontakt mit dem Internet bereits im Kindesalter hatten, ist auch von der Net Generation oder den Digital Natives (zu deutsch: "Digitale Eingeborene") die Rede. Das ältere Gegenstück zu ihnen sind die Digital Immigrants. Die "Digitalen Einwanderer" haben PC s, Handys und das Internet erst als Erwachsene kennengelernt. Das klingt vielleicht etwas drastisch, aber als digitale Eingeborene fühlen meine Freunde und ich uns manchmal auch - etwa wenn die eine ihrer Mutter erklären soll, was sie so auf Twitter treibt, und der andere einen Internet-Router installieren muss.
Was macht uns aus?Spricht man Generation Y englisch aus, klingt das Y wie das Wort "why" (zu deutsch: "warum"). Und das ist auch so gemeint. Denn die Jungen würden ihre Arbeit viel mehr hinterfragen als dies bei frühereren Generationen der Fall war und in ihrem Job einen Sinn suchen, sagen die Wissenschaftler. Das kommt mir bekannt vor. Tatsächlich kenne ich viele Leute, die mit ihrer Arbeit etwas Gutes tun und sich selbst verwirklichen wollen. Viele meiner Freunde haben deshalb vor allem ein Auge auf Jobs geworfen, die sozial sinnvoll sind oder mit Umweltthemen zu tun haben.
Außerdem spielen für die Generation Y der Ausgleich zum Job und damit Hobbys, Freunde und Familie eine immer größere Rolle. Der Job kann noch so gut sein - ist die Stadt zu stressig oder der Kinderwunsch zu groß, schlagen die Ypsiloner das Angebot eiskalt aus. "Ich lebe für meine Firma", das wird man von diesen Angestellten nicht mehr hören.
Gut, konkrete Gedanken ums Familiengründen machen sich bei uns noch die wenigsten. Aber eine Karriere um jeden Preis zu verfolgen, ist auch nicht gerade mein Ding. Klingt so, als wären wir Jungen entspannt und weniger karrieristisch. Ist doch erst mal ganz sympathisch, oder?
Generation Weichei?Für die Lebenseinstellung der Gen Y hagelt es allerdings auch massig Kritik. Feige sei ihr Drückebergertum und ihr fehle der Ehrgeiz, der die Wirtschaft voranbringen könne. Die Burnout-Fälle und Überforderung vieler schon während des Studiums würden zeigen, dass die Jugend von heute kaum mehr belastbar sei.
Solche Rügen kommen oft von den Eltern der Gen Y, die zu den "Babyboomern", den von 1957 bis Ende der 70er-Jahre Geborenen, gehören. Diese geburtenstarke Generation musste kräftig die Ellenbogen ausfahren. Nebenerscheinungen des Leistungsdrucks waren allerdings frühzeitige Herzinfarkte und gescheiterte Ehen. Darauf haben die Jüngeren offensichtlich keinen Bock.
Welche Generationen gibt es noch?Neben der Generation Y und den Babyboomern gibt es für die Wissenschaftler auch noch die Generation X. Zur der gehören für Soziologen die zwischen den frühen 60ern und frühen 80ern Geborenen. Sie waren gegen Konsum und Statussymbole und für eine selbstbestimmte Familienplanung: So wurden zwischen 1975 und 1985 beinahe nur halb so viele Kinder geboren wie in den Babyboomer-Jahren.
Da Y auf X folgt, tritt die Generation Y im Verständnis vieler Soziologen die Nachfolge der X-er an - tatsächlich sind die Grenzen der Generationen aber häufig nicht so trennschaft, wie die Buchstabenreihung es vermuten lässt. Und dann gibt es da noch die Null-Bock-Generation, die in den späten 80er Jahren in Westdeutschland jugendlich war, und die Generation Praktikum, die aus Uni-Absolventen ohne Berufsperspektive besteht.
Sind "Generationisierungen" sinnvoll?Nur um einmal mehr zu verwirren: Für die Generation Y werden noch viel mehr Namen vorgeschlagen: zum Beispiel Generation Why, Global Generation oder auch Generation Next.
Auch uns beschleicht deshalb immer wieder das Gefühl, dass es zwar viele Theorien gibt, aber niemand unsere Generation wirklich erfasst hat. Denn dafür ist die Generation Y, wie jede andere auch, wohl einfach zu vielfältig. Auch unter uns gibt es noch gnadenlose Karrieristen und Leute, die direkt den Chef-Posten anpeilen - also Verantwortung übernehmen wollen. Aus diesem Grund ist es problematisch, ganze Geburtsjahrgänge in starre Schubladen stecken zu wollen. Nichtsdestotrotz finden wir es ganz schmeichelhaft, zu einer entspannteren Generation gezählt zu werden - die meisten von uns jedenfalls.