Gleich hinter dem Grenzzaun zur Sperrzone von Tschernobyl qualmt schwarzer Rauch in den blauen Sommerhimmel. Nur ein paar Sonnenstrahlen schaffen es durch das undichte Wellblechdach der Lagerhalle und machen den aufgewühlten Staub sichtbar. Wadym steht auf dem pechschwarzen Boden, neben ihm dampft es aus einem Kessel. Das Atmen fällt schwer. Wadym verdient sein Geld mit dem, was andere wegwerfen: aus Autoreifen macht er Gas, aus Schlacken Metall, aus Holzresten Kohlebriketts. Nach einem Radius von 30 Kilometern wilder Natur ist Wadyms Metallfabrik das erste Lebenszeichen an einem sonst verlassenen Ort. Fast jedes dritte Haus steht leer, die Ruinen der Kolchosen aus der Sowjetzeit erinnern an bessere Zeiten. Warum würde jemand hierherziehen wollen?
Lena von Holt
Freie Journalistin
Reportage