In den Bergen der Toskana, zwischen Rom und Florenz, liegt das verschlafene Dorf Santa Fiora. Bis vor Kurzem lebten hier gerade einmal 2000 Menschen, die meisten davon weit über 70 Jahre alt. Seit etwa zwei Jahren lockt das Dorf "remote worker", Menschen, die für ihre Arbeit nur einen Laptop und eine stabile Internetverbindung brauchen, mit einem unschlagbaren Angebot: Wer sich dafür entscheidet, mindestens zwei Monate lang hier zu arbeiten, muss lediglich die Hälfte seiner Miete zahlen. Neben günstigem Wohnraum, mildem Klima und mediterranem Essen zieht eine schnelle Internetverbindung nach und nach Fernarbeitende aus und der ganzen Welt an und erweckt das Dorf zu neuem Leben. Santa Fiora ist eines der ersten Zoom-Dörfer. Ein Ziel für Menschen von überallher, die ihre Schreibtische zu Hause verlassen und ihre Arbeit ganz woanders erledigen. An einem Ort, weit weg vom Chaos der Großstadt, inmitten der Natur. Statt zurück ins Büro treibt es sie in die Ferne. Ausgerechnet an Orte, die lange Zeit zurückgelassen wurden und durch den Zuzug der neuen Bewohner hoffen, den Trend der Abwanderung aufzuhalten. Im Schatten der Covid-19-Pandemie erleben solche Zoom-Dörfer einen Boom. Denn die Pandemie hat die Arbeit für viele Menschen von einem fixen Ort entkoppelt. Und weil viele Unternehmen planen, auch nach dem Ende der Pandemie den Trend zum Homeoffice beizubehalten, ergibt sich eine Win-win-Situation: Für die zurückgebliebenen Dorfbewohnerinnen und Dorfbewohner bietet der Zuzug eine Chance, ihre Dörfer lebendig zu halten. Und die neuen Fernarbeitenden haben die Möglichkeit, das Leben endlich nicht mehr dem Arbeiten hintanzustellen, sondern beides besser miteinander zu verbinden.
Zum Original