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„Was ist Ihr Traumberuf?“

Jugendliche und junge Erwachsene mit Migrationshintergrund oder ohne Schulabschluss haben oft keine Zukunftsperspektive. IC-Point unterstützt sie bei ihren Bewerbungen und hilft bei der Jobsuche.

Donnerstag Vormittag in einem Computerraum, die Schüler bereiten ein Interview mit der Künstlerin Sabine Paul vor und recherchieren dafür im Internet.  Dozentin Galina Gostrer unterstützt sie dabei. Ein scheinbar normaler Tag in einem Münchner Klassenraum. Die Schüler jedoch sind Jugendliche oder junge Erwachsene, die keinen Schul- oder Berufsschulabschluss besitzen, bis auf zwei haben alle einen Migrationshintergrund.
Das „Deutsche Erwachsenen-Bildungswerk gemeinnützige GmbH“ unterstützt sie mit dem IC-Point (InterCulture-Point), um ihnen den Weg in eine erfolgreiche Zukunft zu ebnen.
Kurz bevor Koordinatorin Christiane Metz zum Abmarsch bläst, trudeln die letzten Teilnehmer ein. Mit dem Bus geht es zum Veranstaltungsort der Ausstellung.  
Wegen anhaltend starkem Regen wird das Interview spontan in ein Café verlegt. Nachdem sich alle gesetzt haben und die Veranstalterin einen kurzen Überblick über das Kunstprojekt gegeben hat, beginnt Sahmet mit  der Befragung. Zuvor hat Gostrer mit den TeilnehmerInnen besprochen, wer die Befragung durchführt. „Wie sind Sie auf diesen Beruf gekommen?“ und „Was ist Ihr Traumberuf?“ erkundigt sich Samet. Ahmed und Jenni haben Kameras dabei und halten alles fest. Jenni fotografiert ihre Klassenkameraden während des Mitschreibens, Ahmed läuft durch den Raum und lichtet die Künstlerin und seine Mitschüler ab.
Unter den Schülern ist eine Verbundenheit zu spüren. Jeder Einzelne von ihnen hat eine lange Geschichte und schon viel im Leben mitgemacht. Die meisten von ihnen nutzen das Projekt IC-Point, um eine Lehrstelle zu finden oder haben fest vor ihren Schulabschluss nachzuholen.
Mila ist Mitte 20, Peruanerin und noch nicht lange in Deutschland. Durch die Arbeit als Aupair kam sie nach Europa. Hat  als Kindermädchen in Deutschland und Wien gearbeitet. Zwischendurch ein FSJ (Freiwiliges Soziales Jahr) eingelegt. Jetzt möchte sie im Herbst eine Ausbildung zur Zahnarzthelferin beginnen.
Michael stammt aus Nigeria. Auch bei ihm ist es noch nicht lange her, dass er nach Deutschland gekommen ist. Nun möchte er eine technische Ausbildung absolvieren.
Der Afghane Ahmed erzählt, dass er schon eifrig für seine Abschlussprüfungen lernt. Als Externer nimmt er an den Prüfungen zur Mittleren Reife teil. Seit November 2011 ist er in Deutschland. Mit allen Fächern außer Deutsch habe er keine Probleme, aber das bekommt er auch noch hin, erklärt er. Man glaubt es ihm sofort. Er spricht besser Deutsch als manch ein Muttersprachler.
IC-Point ist ein Kultur- und Medienprojekt, in dem Foto/Videotechnik, Redaktion und Webdesign zum Lehrinhalt gehört. Auch Facebook gehört zu einem Medienprojekt.
Wenn die Gruppe mal wieder unterwegs ist, wird das auf Facebook dokumentiert. Bei Bedarf wird auch Deutsch aufgefrischt.
Außerdem lernen sie IT-und EDV-Grundkenntnisse, werden in ihrer Sozial- und Handlungskompetenz gefördert, erhalten Bewerbungstraining und ein individuelles Vermittlungscoaching. Auch ein Betriebspraktikum gehört zum Programm.
IC-Point läuft seit letztem Jahr. Ahmed, Mila, Michael und Sahmed sind ein Teil des zweiten Kurses. Die Teilnehmer der vorherigen Gruppe haben teilweise einen Ausbildungsplatz bekommen oder ihren Schulabschluss gemacht. Manchmal schauen sie auch noch vorbei und besuchen IC-Point in der Balanstraße.     
Das Projekt
Der IC-Point ist ein Teilprojekt des XENOS-Verbundprojekt KiS – Kultur in Sozialraum, gefördert durch das Bundesministerium für Arbeit und Soziales und den Europäischen Sozialfonds. XENOS fördert Demokratiebewusstsein, Weltoffenheit und Toleranz in der Arbeitswelt und in der Gesellschaft. Das Angebot für die Teilnehmer ist daher kostenfrei: Das KiS-Teilprojekt „IC-Point“ richtet sich an Jugendliche und junge Erwachsene (bis 25 Jahre) mit und ohne Migrationshintergrund aus dem Münchener Südosten, die über keinen Schul- und Berufsabschluss verfügen. Unterstützt wird das Projekt durch das Jobcenter München.
Im September startet der nächste Kurs.Weitere Informationen bei Katja Motschmann (Standortleitung), Telefon 54 03 17 80, k.motschmann@deb-gruppe.org oder bei Christiane Metz/Sinem Yesilcay (Projektteam), Telefon 60 08 63 55, c.metz@deb-gruppe.org, s.yesilcay@deb-gruppe.org
     L. Pettenkofer