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Ungeahnte Möglichkeiten

Eine neue Umfrage von UNICEF in 29 Industrieländern zeigt, dass in Deutschland lebende Kinder und Jugendliche im Alter zwischen 11 und 15 Jahren nach eigener Selbsteinschätzung nicht glücklich sind – wo sie doch am Besten leben.
Angela Inselkammer, Vizepräsidentin der DEHOGA Bayern und Wirtin des Brauereigasthof Hotel Aying führt fort: „Das Problem ist, dass Jugendliche nicht mehr nach einer Lebensgrundlage suchen. Sie denken, dass der Staat sich um alles kümmert und der Beruf nur die Sahnehaube ist.“ Die Einstellung  der Lehrstellensuchenden hat sich geändert „In Deutschland liegt einer lieber stundenlang unter einem öligen Auto, anstatt einen Café zu servieren.“  
Und dass obwohl die Tourismusbranche in Deutschland boomt und eine Vielzahl an interessanten Ausbildungen bietet. Die Hotellerie und Gastronomie bildet die Basis für 111 Berufe. Auch die Möglichkeit einer Studienberechtigung nach Bestehen der Ausbildung ist gegeben. Die Möglichkeit mit einem erlernten Beruf in der Hotellerie oder Gastronomie zu arbeiten ist groß – weltweit werden Fachkräfte gesucht.
Dass sich nicht oft auf eine Lehrstelle in dieser Branche beworben wird, mag auch an dem negativen Image liegen. Immer wieder hört man, dass Jugendliche schamlos ausgenutzt werden und kaum noch Freizeit haben. An diesem Problem arbeitet die DEHOGA Bayern bereits. Doch ein großes Problem ist, dass Lehrlinge oft aus Angst nicht sprechen wollen. „Es ist wirklich schwierig etwas zu tun! Aber das wollen wir ändern und den einzelnen Fällen nachgehen,“ verspricht Inselkammer.  Dieses Problem könnte seinen Ursprung in der teilweise schwachen Kommunikation zwischen Arbeitgeber und -nehmer haben. „Man muss mit den Lehrlingen und Mitarbeitern sprechen,“ so die Vizepräsidentin.
Außerdem müsse man die Schüler bei ihrem Einstieg in den Beruf unterstützen. „Sie kommen von der Verhätschelheit der Schule in den harten Arbeitsalltag.“   
Immer mehr Betriebe der Tourismusbranche haben eine Schulpatenschaft. So kann der Betrieb sich direkt während einer Schulstunde im Klassenzimmer vorstellen und für seinen Ausbildungsplatz werben.  So werden die Schüler direkt erreicht. „Wir wollen, dass uns die Schüler zuhören und sich nicht auf eine Freistunde freuen.“ Die Schulpatenschaft wird mit einem Kooperationsvertrag für Schule und Betrieb besigelt und mit einer Urkunde kenntlich gemacht, die in Schulen und Ausbilungsbetrieben aushängen.
Eine weitere Erweiterung der Ausbildung ist ein Exchangeprogramm, dass immer mehr Betriebe anbieten. Man bekomme tolle, junge Leute zurück. Inselkammer erzählt von einer Auszubildenden, die vier Wochen in Frankreich verbracht und in einem französisch sprechenden Team gearbeitet hat. „Da kann man nicht nur seine Sprachkenntnisse verbessern.“
Die offenen Stellen zeigen sich besonders in der Gastronomie. Allein in München gibt es 500 offene Kochstellen. Da kann es passieren, dass ein neuer Betrieb mit einem  Küchenchef und Leiharbeitern beginnt.
Und das obwohl die Gastronomie, die Dienstleistungs- und die Einelhandelsbranche einen jährlichen Umsatz von 31 Milliarden verbuchen können und somit sehr starke Wirtschaftsbranchen sind.     L. Pettenkofer