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Der 29-jährige Aschheimer Patrick Bussler ist professioneller Snowboarder und war bereits zum dritten Mal bei einer Olympiade dabei.
Seit 19 Jahren steht Patrick Bussler auf dem Brett, das für ihn die Welt bedeutet und auch bei den Olympischen Spielen ist der Snowboarder fast ein alter Hase. Immerhin waren es in diesem Jahr bereits seine dritten Spiele. In vier Jahren will der Aschheimer wieder antreten und dann das Treppchen besteigen.
Du hast in Sotchi den vierten Platz gemacht und bist somit der beste deutsche Snowboarder. Wie fühlst Du Dich?Von mir selbst würde ich nicht behaupten, dass ich der Beste deutsche Snowboarder bin, denn Alex Bergmann und Stefan Baumeister sind auch ziemlich gut. In Sotchi hatte ich einfach den Vorteil, dass ich mehr Erfahrung habe. Ich bin der Älteste bei uns in der Mannschaft und das hat mir geholfen. Aber es fühlt sich trotzdem gut an.
Was hast Du gedacht, als Du im Ziel angekommen bist und realisiert hast, dass Du knapp am Treppchen vorbei geschrammt bist?Wenn man dort antritt, dann fährt man mit dem Ziel hin, eine Medaille zu holen. Wenn man das im Ziel dann realisiert, denkt man natürlich: Ach nur Vierter, also doch keine Medaille. Das ist wirklich undankbar, das tut weh, aber über die Gesamtleistung habe ich mich dann relativ schnell gefreut, denn das ist ein tolles Ergebnis.
Ist das eine Motivation für die nächsten Spiele, dann einen Platz auf den Treppchen zu ergattern?Ich hab wieder einmal seit längerem gesehen, dass ich noch mit der Welt-Elite mithalten kann, dass ich das alles im Griff habe. Ich bin mir sicher, dass das noch mal besser wird.
Heißt das, Du fährst nach Korea, zu den Olympischen Spielen 2018?In Sotchi ist die Entscheidung gefallen, dass ich noch weiterfahre. Dort habe ich zusammen mit dem ganzen Team entschieden, dass wir eine gute Mannschaft sind und wir zusammen bleiben wollen.
Was ist für Dich wichtiger, die WM oder die Olympischen Spiele?Auf jeden Fall die Olympischen Spiele. (lacht)
Was war, unabhängig von Deinem Wettkampf, Dein Highlight in Sotchi?Das dabei sein, die Atmosphäre und auch die Wettkämpfe von den anderen Sportlern hautnah zu erleben. Das war für mich das Schärfste.
Wie ist die Stimmung unter den Sportlern im Olympischen Dorf?Die Mannschaft wohnt immer in einem Haus und die meisten kennen sich. Es ist ja nicht nur so, dass sich die Deutsche Mannschaft kennt, sondern man kennt auch international die meisten. Oder irgend-
jemand, den du bewunderst, sitzt dann beim Essen neben dir.
Wen hast Du denn Besonderen getroffen?Das war Vanessa-Mae. Ich habe sie in Zermatt beim Training gesehen und bin dann mit ihr in der Gondel hoch gefahren. Habe mit ihr geredet, wie sie zum Skifahren gekommen ist und so. Damals wusste sie noch nicht, ob sie es überhaupt zu Olympia schafft. In Sotschi hab ich sie dann beim Essen wieder getroffen und wir haben uns gleich wieder unterhalten. Das fand ich dann einfach cool, dass ich sie dort wiedersehe.
Das war Deine dritte Olympiade. Gab es Unterschiede zu den Olympiaden zuvor?Ich habe viel die drei Olympiaden, bei denen ich dabei war, verglichen. In Turin haben wir von der eigentlichen Olympiade kaum etwas mitbekommen. Das hat sich bis auf die Eröffnungsfeier nicht wie eine Olympiade angefühlt. In Vancouver war dann für mich das erste Mal, dass ich das Olympia-Feeling mitbekommen habe. Da hab ich auch ein Eishockey-Spiel angeschaut und andere Events gesehen. In Sotschi war das noch mal intensiver, weil ich einfach mit noch mehr Sportlern in Mountain Village war. Aber man kann das nicht wirklich vergleichen.
Wie lange hast Du für die Olympiade in Sotschi trainiert?Das direkte und intensive Training war jetzt seit einem Jahr. Seit dem Abschluss der Saison 2012/2013. Dann ging es mit der Materialbestimmung los und genauso mit dem Training. Also die Fahrpraxis, dass man so fährt, dass es auch auf den Olympischen Hang passt. Das war bei mir auch eine knappe Geschichte, denn die Platte, die auf dem Brett installiert ist, wurde erst noch entwickelt und da hab ich dann auch intensiv mitgeholfen.
Du bist bei der Bundeswehr angestellt. Wie lässt sich das mit deinem Sport vereinbaren?Ich bin als Soldat angestellt, aber als Snowboarder in der Sportfördergruppe.
Was muss man tun, um in die Sportfördergruppe zu kommen?Das sind Stellen, die sind von der Bundeswehr ausgeschrieben. Als ich rein bin, gab es genau drei Plätze. Damals hatte mein Bruder einen, ein anderer Nationalfahrer und eine wurde frei, weil ein alter Fahrer aufgehört hat. Kurzfristig habe ich dann diese Stelle bekommen. Das heißt, man muss über seine Ergebnisse beim Verband den Eindruck machen, dass man diese Stelle auch wert ist. Die Bundeswehr fragt auch regelmäßig beim Verband nach, ob sie den Sportler noch vorschlagen und wenn der Verband ja sagt, dann darf man wieder ein Jahr lang weiter fahren.
Hast Du schon Pläne für die Zeit nach der Snowboad-Karriere?Mit der Bundeswehr habe ich zur Zeit nichts geplant, aber ich mache zur Zeit eine Ausbildung zum Medienfachwirt und das ist mein Ziel, dass ich dann irgendwann in diesen Beruf wechsel. Ich schließe auch nicht aus, wenn ich eine Stelle als Trainer oder im Sport-Management finde, dort weiter zu arbeiten. Das würde ich auch gerne machen.
Du durftest Dich vor Kurzem in das Goldene Buch von Aschheim eintragen. Wie fühlt man sich, wenn einem in der Gemeinde, in der man aufgewachsen ist, eine solche Ehre zu Teil wird?Das war etwas, was ich nicht erwartet hatte und dann ist das eben die Gemeinde, in der ich aufgewachsen bin. Das war für mich schon eine besondere Ehre. Ich hab mir das Buch dann auch angeschaut und da stehen wirklich wichtige Leute drin. Naja und den Bürgermeister kenn ich auch schon immer. Das war echt schön.
Die Aschheimer haben so gezeigt, dass sie stolz sind, dass Du ein Aschheimer bist. Macht sich das auch noch anders bemerkbar?Der Moment, in dem ich das immer merke, ist die Sportlerehrung in Aschheim. Dort werden ja meistens die jüngeren Sportler ausgezeichnet. Ich finde es toll zu zeigen, dass, wenn man an dem Sport dran bleibt, dann kann man auch wirklich was erreichen.
Vielen Dank für das Interview und viel Erfolg in der Zukunft.Laura Pettenkofer