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Hoffnung und Appell: Cafés in Corona-Zeiten

Mit frischem Kaffee-To-Go ist fürs erste jetzt Schluss. [Foto: Sven Siebel]

Wo sich vor einiger Zeit noch der Duft von frisch gebrühtem Kaffee und fröhliches Stimmengewirr miteinander vermischten, herrscht jetzt gähnende Leere. Denn durch die Corona-Krise leiden derzeit viele lokale Cafés. Einige müssen komplett schließen, andere erleiden durch das staatlich geregelte Kontaktverbot starke finanzielle Einbußen. Wir haben mit Sebastian Heider, dem Besitzer des Café Evergreen in Duisburg, darüber gesprochen, wie er versucht, die Existenz seines Ladens zu retten.

Auf die Frage, wie es ihm aktuell geht, antwortet Heider: „Meine Motivation fehlt. Es fällt mir schwer mich aufzuraffen und zu arbeiten." Bis vor wenigen Tagen durfte das Evergreen noch täglich bis 15 Uhr geöffnet bleiben, damit Gäste sich einen Kaffee-to-Go holen können.

Dies änderte sich jedoch nach neuer Gesetzeslage. Laut der offiziellen Webseite des Landes NRW müssen seit dem 23. März alle Gastronomiebetriebe bis zum 19. April schließen.Lieferungen außer Haus sind weiterhin zulässig. Das bereitet Heider große Sorgen. „Die Situation ist sehr belastend, da auch meine Mitarbeiter momentan zuhause bleiben müssen. Für viele ist das der einzige studentische Nebenjob", erzählt der Cafébetreiber. Abgesehen davon, dass ihm die Anwesenheit seiner Mitarbeiter*innen fehlt, hat er aus finanzieller Perspektive eine Verantwortung ihnen gegenüber.

Um sein Café zu retten, unternimmt Heider bereits einige Aktionen. Zum Beispiel veranstaltet er regelmäßig einen Vintage-Flohmarkt online, wo er Second-Hand-Kleidung verkauft. Ansonsten bietet er bedruckte Evergreen-T-Shirts über den hauseigenen Onlineshop an. „Ein Gast hat über die Plattform GoFundMe eine Spendenaktion für unser Café gestartet. Ein anderer Gast hat ein passendes Motiv zu unserem Café illustriert. Das drucken wir auf Poster, die wir dann verkaufen", sagt Heider.

Hoffen auf Hilfe

Der Besitzer hat viel versucht, kann das Café jedoch allein nicht retten. Deshalb hofft er auf Hilfe vom Staat: „Ich finde, der Staat sollte kleine Unternehmen umgehend mit einer finanziellen Soforthilfe unterstützen, um die Zeit, in der das Café dann schließen muss, zu überbrücken." Jetzt fühlt sich Heider von der Regierung allein gelassen. Das Land NRW stellte zwar kürzlich ein Hilfspaket für kleine Unternehmen vor, wie beispielsweise ein Beteiligungskapital oder finanzielle Soforthilfe. Zum Café Evergreen ist jedoch noch keine staatliche Hilfe durchgedrungen. Heider beschreibt die Situation als „unverändert".

„Zum Glück haben wir einige Stammgäste, die bis zum Schluss täglich gekommen sind. Denn für viele ist unser Café wie ein zweites Zuhause", so Heider. Auch wenn er nicht mehr viele Einnahmen erzielen konnte, wollte er für seine Kund*innen geöffnet bleiben. Die freie Zeit nutzt er jetzt zur Reflexion: „Durch die Arbeit bin ich jeden Tag im gleichen Trott. Jetzt versuche ich, darüber nachzudenken, was man in Zukunft verbessern könnte."

Außerdem ist er von der Mithilfe und dem Zusammenhalt der Kund*innen gerührt. So drückte eine ältere Dame ihm kürzlich, ohne viel zu sagen, 50 Euro in die Hand. „Die Solidarität ist enorm. Aber wichtiger als Geld ist mir das Teilen auf den Plattformen. Wenn man sich davon erzählt, hat das einen Mehrwert", findet Heider. Er wünscht sich, dass die Arbeit der kleinen Betriebe mehr in das Bewusstsein der Menschen rückt. Vor allem aber in das Bewusstsein der Regierung: „Was das für ein hartes Business ist, muss endlich in die Köpfe der Leute gehen, auch nach der Corona-Zeit."

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