Lars Sobiraj

Online-Journalist, Bergisch Gladbach

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Von der Nische an die Finanzplätze: Bitcoin Futures starten

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Heute beginnt in den USA für den Bitcoin ein ganz neuer Abschnitt. Bei den Cboe Global Markets werden ab 23 Uhr europäischer Zeitrechnung die ersten Bitcoin-Futures gehandelt. Der weltweit größte Börsenbetreiber, CME folgt am 18. Dezember. Damit erhalten Anleger die Möglichkeit, mit Terminkontrakten auf den Kursverlauf des Bitcoin zu spekulieren.

Anfang Dezember haben beide US-amerikanischen Börsenplätze von der Commodity Trading Commission (CFTC) die Erlaubnis erhalten, entsprechende Finanzprodukte anzubieten. Die neuen Derivate dürften vor allem solchen Investoren die Türen zum Kryptomarkt öffnen, die weniger technikaffin sind oder die auf den offiziellen Ritterschlag der Finanzplätze gewartet haben. Zur Markteinführung wird der Preis des Bitcoin wahrscheinlich noch ein wenig nach oben gehen.


Die an der Universität Bonn tätige Wirtschaftswissenschaftlerin Isabel Schnabel warnt in den deutschen Leitmedien wiederholt vor den Risiken, die nach ihrer Meinung mit den Internetwährungen verbunden sind. Zwar würde der Bitcoin wohl deutlich im Wert steigen, sobald er sein Nischendasein verlässt, um in der etablierten Finanzwelt aufgenommen zu werden. Andererseits fühlt sie sich an andere Blasen der Wirtschaftsgeschichte, wie die Tulpenmanie, erinnert. Frau Prof. Dr. Schnabel geht davon aus, dass momentan vermehrt Kredite aufgenommen werden, um damit zu spekulieren. In dem Fall könnte ein Preisverfall das gesamte Finanzsystem in Mitleidenschaft ziehen. Schnabel geht davon aus, die fehlende Regulierung durch eine Zentralbank bringe weitere Risiken mit sich. Mangels Aufsicht könne es zu Unregelmäßigkeiten, zeitweisen Ausfällen oder einem kompletten Crash kommen. Wenn ein Termingeschäft aufgrund eines stark schwankenden Preises platzt, löse dies möglicherweise einen gefährlichen Dominoeffekt aus, warnt sie.


Andere Beobachter wie Thomas Peterffy, CEO von Interactive Brokers, ziehen sogar Vergleiche mit der Lehman Brothers-Finanzkrise aus dem Jahr 2008, was das US-amerikanische Handelshaus allerdings nicht davon abhält, auf ihrer Webseite den eigenen Kunden die neuen Bitcoin Futures zum Kauf anzubieten. Öffentlich geäußertes Unbehagen in Bezug auf neue Finanzprodukte ist eine Sache, Geld verdienen offenbar eine ganz andere.


Wie dem auch sei. Heute Nacht bricht für den Bitcoin zweifelsohne eine neue Zeitrechnung an. Wir sind gespannt auf die Auswirkungen und werden wie üblich zeitnah darüber berichten.

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