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Unabhängigkeit von den Eltern: Wie emanzipiere ich mich von meinem Vater?

Unser Autor fühlt sich angewiesen auf seinen Vater - mit Mitte 20. Hier versucht er herauszufinden, wie das geht: sich abnabeln. Und findet Antworten beim Friseur.


Mittlerweile fühle ich mich wie ein ungepflegter Köter. Ich schlendere durch die Friseurmeile von Reutlingen, 13 Friseure auf 300 Metern. Da muss doch einer dabei sein für mich? Ich gehe die Straße einmal auf und einmal ab. Anhand welcher Kriterien entscheidet man sich, frage ich mich. Ich bin jetzt 26 Jahre alt, noch nie habe ich jemand anderen an meine Haare gelassen als meinen Vater.


Vollkommen ratlos und unverfroren luge ich durch die Fenster, Friseure und Kunden dahinter glotzen zurück. Als ich mich wegdrehe, sehe ich plötzlich mein Spiegelbild in der Fensterscheibe. Ich sehe mich und meine langen, blonden Haare, wie sie unkontrolliert aus meinem Kopf mutieren. Seit Wochen schiebe ich den Friseurbesuch vor mir her, obwohl mich jeder Blick in den Spiegel nervt, kolossal. Wen wundert's, bei viereinhalb Monaten ohne Haarschnitt und dieser Familie.

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