Der Thwaites-Gletscher in der Westantarktis wird oft auch „Doomsday-Glacier" genannt, also „Weltuntergangs-Gletscher". Der Grund: Er gilt als einer der für den Klimawandel gefährlichsten Gletscher. Sein weiteres Schicksal könnte unsere Welt dramatisch verändern. Forscher haben erschreckenderweise festgestellt: Der Gletscher schmilzt. Die Details.
In einem kürzlich publizierten Bericht im wissenschaftlichen Magazin „ Science Advances " kommt die Wissenschaftlerin Anna Wåhlin von der Uni Göteborg zu dem Ergebnis, dass die Unterseite des Thwaites-Gletschers deutlich stärker schmilzt als bisher angenommen. Das hatte eine Expedition von Wåhlin und ihrem Team zum Gletscher ergeben. Dort wurde ein Tauchroboter eingesetzt, der sowohl die Zunge als auch den Meeresboden untersuchen sollte.
Wichtig zu wissen ist, dass die Zunge zwar über dem Wasser schwebt und somit bereits durch warme Zuflüsse angetaut wird. Der größte Teil des Gletschers liegt jedoch auf Festland. Das Problem ist allerdings, dass das Festland wiederum unterhalb des Meeresspiegels liegt. Dadurch sind die Eismassen sehr angreifbar. Bislang ging man zwar davon aus, dass die warmen Zuflüsse vom Ozean das aufliegende Gletschereis nur in kleinen Korridoren erreichen - doch das hat sich nun geändert.
Die Untersuchungen von Wåhlin und ihrem Team haben gezeigt, dass es sehr viel mehr unterirdische Tunnel und Täler gibt. Durch sie gelangt warmes Wasser auch zum Rest des Thwaites-Gletschers und lässt das darüberliegende Schelfeis ausdünnen. Wobei warm in diesem Fall relativ ist. „Die Wasser-Temperatur liegt bei circa 1 bis maximal 1,5 Grad Celsius. Für uns Menschen ist das kalt, doch es ist eben oberhalb des Gefrierpunkts von Salzwasser", erklärt Dr. Johann Philipp Klages vom Alfred Wegener Institut im Gespräch mit TRAVELBOOK. Er ist Sedimentologe und befasst sich seit Jahren besonders mit den Gletschern in der Antarktis. „Das warme Wasser war und ist aktuell in der Westantarktis der wichtigste Antrieb, warum die Gletscher sich zurückziehen", betont er.
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