Das DMM-Schneideverfahren wurde Anfang der achtziger Jahre entwickelt und setzt auf Edelstahlplatten, die mit Kupfer oder ähnlichen Metallen überzogen sind. Von diesem Master aus können direkt die Matrizen für die Schallplattenpressung gefertigt werden, es entfällt also ein beim Lackschnitt notwendiger Zwischenschritt. Dazu benötigt es allerdings im selben Zug mehr Druck und folglich Energie beim eigentlichen Schneideprozess. Hinsichtlich der Klangqualität wird DMM zumeist als neutralere Überspieltechnik gewertet, während der Lackschnitt mit Grundrauschen und anderen Kleinststörungen wie Knacksen und Knistern einhergehen kann, die folglich auch direkt auf Platte mitgepresst werden. Als Schneideverfahren verhält sich DMM zu der fehleranfälligeren, aber als 'lebendiger' geltenden Lackschnitttechnik insofern ungefähr so wie die CD zum Vinyl im Tonträgerbereich. Ob nun aus Hang zum echten, richtigen Schneideverfahren, wegen bestimmter musikalischer Parameter oder weil die benötigte Technik es schlicht nicht dorthin geschafft hat: In manchen Regionen der Welt ist der Lackschnitt, in anderen eher DMM der Goldstandard. Die eher prekäre globale Versorgungslage bezüglich der Lacquers für den Lackschnitt wirkt sich so auf verschiedene Arten seit geraumer Zeit auf die globale Vinylproduktion aus.
Kristoffer Cornils
Freier Journalist und Redakteur, Berlin
Feature
Die Vinylkrise: Eine Blase implodiert - Reportage (Teil 2) (DJ LAB)
Ist ein Stück Musik erstmal gemastert, wird es für die Produktion einer Schallplatte auf eine Folie geschnitten. Hierbei gibt es zwei verschiedene Optionen, den Lackschnitt und das Direct Metal Mastering (DMM). Für einen Lackschnitt wird die gemasterte Musik mit einem Stichel in den Lack einer als Lacquer bezeichneten Folie geschnitten, die anschließend mit Silber beschichtet und schließlich verkupfert oder vernickelt wird. Das Resultat ist ein Negativ vergleichbar mit einem Fußabdruck in Gips, aus dem wiederum Positive erstellt werden - Folien also, deren Rillen wie auf der späteren Schallplatte beschaffen sind und sogar zur Qualitätskontrolle auf einem regulären Plattenspieler abgespielt werden können. Aus diesen Positiven werden verchromte Pressmatrizen erstellt, die in den Pressmaschinen wie in einem Waffeleisen das erhitzte Plastik zu fertigen Schallplatten formen. Beim Lackschnitt handelt es sich um ein tradiertes, aber auch altes Verfahren. Tatsächlich werden die dafür benötigten lackbeschichteten Aluminiumscheiben derzeit nur von einer Firma auf dieser Welt hergestellt - bis vor Kurzem waren es noch zwei.
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