Das Roundtable-Trio kehrt nach viel zu langer Pause mit drei neuen Alben unter dem Arm an den runden Tisch der Musikkritik zurück. 3 Platten, 3 Meinungen, 3 Entwürfe, 3 Haltungen zu Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Den Diskussionsstoff liefern Tirzah, Richard Youngs und Nala Sinephro.
Nach doppelter Impfung, prekären Ferien und unsanfter Crash-Landung im Alltag gruppieren sich Blumberg, Cornils und Herrmann hoch über den Dächern der Hauptstadt neu und blicken auf den blutroten Horizont der aktuellen Musik. Blumberg schmeißt das neue Album von Tirzah in den Ring. Die Britin legt mit „Colourgrade" eine LP vor, die zwischen Pop, LoFi und strikter Verweigerung aller Gemeinsamkeiten einen neuen Gemeinsinn der smoothen Kratzbürstigkeit erschafft. Cornils verguckt sich derweil in das 121. Album von Richard Youngs. Zwischen Posaune und Algorithmen entfaltet sich auf „CXXI" eine sanfte Revolution. Herrmann sitzt derweil in einer Westberliner Whiskey-Bar und schaltet remote das Album von Nala Sinephro zu. Die junge Britin komponiert zwischen plüschigem Bar-Hocker und gezähmter Ausrasterei im Jazz. Die Argumente fließen genauso stetig wie die Beats, Chords und Atmos der Musiker:innen. Irgendwann werden sie auf dem Dancefloor wieder abklatschen und alles vergessen.Kristoffer: Tirzah muss mir jemand erklären. Ich kenne sehr, sehr viele Leute, die ihre Musik lieben. Und ich kann das nicht nachvollziehen. Also im Sinne von: I don't get Tirzah. Netter Lo-Fi-Pop, keine Frage, schon eher ungewöhnlich. Aber ich kann, so sehr ich es versuche, doch nicht das Besondere darin sehen. Mit der Musik von Mica Levi, hier erneut für die Produktion verantwortlich, geht mir das genauso. Was nun eben heißt: Jemand muss es mir erklären und vielleicht werde ich dann (endlich, endlich!) erleuchtet. Also: Wer macht den Anfang?