Weit über 20 Alben hat Jóhann Jóhannsson in seiner Karriere veröffentlicht. Wer weiß schon, wie viele Tondokumente noch in der Schublade liegen, die postum veröffentlicht werden könnten. Einmal pro Monat lassen Kristoffer Cornils und Thaddeus Herrmann das Werk des Komponisten Revue passieren - chronologisch, Album für Album. Im März nehmen sich beide „Virðulegu Forsetar" vor - die zweite Solo-Veröffentlichung von Jóhannsson, der 2018 viel zu früh verstarb.
Ist „Virðulegu Forsetar" das eigentlich Debütalbum Jóhann Jóhannssons? Ja, aber nein. Sagen Cornils und Herrmann, die noch ganz am Anfang ihrer zweijährigen Reise durch den Backkatalog des 2018 verstorbenen Komponisten stehen und doch den Pfad vor ihnen schon wie ihre Westentasche kennen. Sondern auch die Musikgeschichte, die sich ungefähr so erzählen ließe: Nachdem der Isländer sich im Kontext jeder Menge sehr verschiedener Bands seine Sporen verdiente, veröffentlichte das britische Label Touch im Jahr 2002 seine erste Soundtrack-Arbeit neu.
„Englabörn" war für ein Theaterstück geschrieben worden und wurde für die Neuauflage dezent überarbeitet, funktionierte deshalb aber auch als Album-an-sich. Es sollte zwei weitere Jahre dauern, bis sich Jóhannsson mit „Virðulegu Forsetar" zurückmeldete, ebenfalls auf Touch. Die im Oktober 2004 erscheinende Aufnahme steht in krassem Kontrast zu den ziselierten Miniaturen von „Englabörn": Es geht in den Raum, es geht durch die Zeit hindurch und immer und zu jeder Sekunde mitten ins Mark. Bedächtig schlagen die Autoren das zweite Kapitel von „Jóhann Jóhannsson - A User's Manual" auf. Was sie darin finden? Entgrenzung, mindestens.
Zum Original