3 Abos und 2 Abonnenten
Artikel

Kelis verbindet in "Food" ihre Liebe zu Essen und Musik

Vier Jahre musste ihre Fans warten, jetzt werden sie belohnt: "Food" klingt anders als alle Vorgängeralben, aber frisch, melodisch und warm.

"Er hat dann angefangen, Zeug zu spielen, am Klavier sitzend, im Wohnzimmer, genau neben der Küche, und ich hab angefangen, eine Melodie dazu zu singen, während ich etwas klein gehackt habe." So beschreibt die R'n'B-Sängerin, wie sie zusammen mit Produzent Dave Sitek in dessen Haus in Los Angeles begonnen hat, "Food" aufzunehmen. Nach und nach kamen mehr Musiker hinzu und am Ende kam ein Album heraus, mit dem die 34-Jährige sehr zufrieden ist.

Beim Musik machen und Kochen kann die New Yorkerin ihre Kreativität ausleben, beides sind ihre großen Leidenschaften: "Ich kann das eine Ding nicht vom anderen trennen, weil es mein Leben ist und das, was ich mache", erklärt sie im Interview mit dem US-Sender Fact TV.

So sind die Zutaten von "Food" musikalisch perfekt aufeinander abgestimmt: Percussions, Klavier, eine jazzige Trompete, eine akustische Gitarre und Backgroundgesang untermalen Kelis' weiche, kraftvolle Stimme. Die Songs "Breakfast", "Friday Fish Fry", "Cobbler", "Biscuits 'n' Gravy" klingen so abwechslungsreich wie ihre namensgebenden Gerichte.

In "Food" fließen Elemente aus Soul, Funk und Hip-Hop ineinander. Die Ballade "Bless The Telephone" kommt sogar in Singer-Songwriter-Manier daher. Besonders rhythmisch durch schnellen Schlagzeugbeat und beschwingte Trompete ist "Jerk Ribs", die erste Single des Albums. "Change" sticht hervor, weil es dramatisch und düster klingt.

Es ist bereits Kelis' sechstes Studioalbum, aber das erste, das bei ihrem neuen Label Ninja Tune erscheint. Bei dem Londoner Indielabel scheint sie nun ihre musikalische Heimat gefunden zu haben. Kelis hatte zuvor angeblich jahrelang darum gekämpft, dass sie ihre erste, frühere Plattenfirma Virgin Records aus ihrem Vertrag entlässt, wie die Sängerin in mehreren Interviews erzählte. Seitdem hat sich Kelis musikalisch verändert: das Vorgängeralbum "Flesh Tone" (Interscope Records, 2010) war ein experimentelles Dancealbum.

Abseits der Musik hat die Mutter eines kleinen Sohns auch eine weitere berufliche Erfüllung gefunden: Sie ging anderthalb Jahre zur Kochschule und entdeckte ihr Talent und ihre Liebe dazu. "Für mich war es so eine Erleichertung, zu sehen, (...) dass ich wirklich etwas anderes tun kann, das ich liebe und in dem ich gut bin - also nicht eine Platte machen zu müssen und das als einzige Einkommensquelle zu haben", beschreibt sie im Interview mit US-Moderator Tavis Smiley.

Kelis hat sich von einer New Yorker Black-Music-Nachwuchssängerin, die mit grün-blauer Afro-Frisur "Good Stuff" sang oder lasziv zum gleichnamigen Song einen "Milkshake" trank, zur Soul-Diva mit eigenem Stil gewandelt. Ihr Album "Food" trägt dazu bei. Im Interview mit der britischen Zeitschrift "Schön!" sagt sie: "Ich denke, es fühlt sich wie etwas an, das die ganze Zeit über schon da war - für mich zumindest. Es ist etwas, das ich schon seit sehr langer Zeit machen wollte."

Zum Original