Konrad Ringleb

Wirtschafts– & Kulturjournalist, München

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Rezension

Konzertkritik – Paula Hartmann

Von der Schauspielerin zum Popstar: Diese Entwicklung hat Paula Hartmann in den vergangenen Jahren erlebt. Die ehemalige Tatort-Darstellerin steht auf Platz 2 der deutschen Albumcharts – und das mit 22 Jahren. In ihren Songs beschreibt Hartmann die Leere und Sinnsuche der Generation Z. Momentan tourt sie mit ihrem zweiten Album “Kleine Feuer” durch Deutschland. 


Im Münchner Zenith erlebt die Sängerin am Mittwoch einen Abend mit Aufs und Abs. Am Anfang wirkt es so, als fremdelte Hartmann mit der großen Bühne und der ewig tiefen Halle. “Es ist das größte Solokonzert, das ich je gespielt habe”, sagt sie. Im dunklen Licht spielt sie ihre Songs einen nach dem anderen, sucht kaum Kontakt zum Publikum. Ihr Bühnenbild zeigt die Silhouette ihrer Heimatstadt Berlin. Sie klettert durch die Nacht von Haus zu Haus, rappt über Trennungsschmerz, Drogen und Szenepartys. Das Publikum holt sie ab beim Klavierstück “Nie verliebt”, zu dem alle andächtig einstimmen. Es ist ein ruhiges Konzert, das am stärksten ist bei Pop-Liedern, die Hartmanns intensiv-emotionale Stimme zum Vorschein bringen. 


Als Paula Hartmann ihre schnelleren Stücke spielt, wirft es die Zuschauer in den ersten Reihen regelrecht um. Insgesamt viermal unterbricht die Sängerin ihre Show, weil jemand aus dem Publikum zusammenbricht. “Diese Halle macht es mir schwer. Ich habe mir so eine tolle Show ausgedacht, aber es ist schwer, sie durchzuziehen”, sagt Hartmann verzweifelt. Als sie die Show wieder aufnimmt, sprüht Feuer auf der Bühne, Hartmann hüpft umher und ist wieder in ihrem Element. Es ist das Ende eines ordentlichen Konzerts – und der Anfang einer großen Karriere.


erschienen unter "Umwerfend" im Münchner Merkur vom 19.04.2024