Mehrere Anführer*innen der Protestbewegung in Thailand wurden in den vergangenen Wochen festgenommen. Wir haben mit einem von ihnen geredet.
Interview geführt von Nat Sumon, übersetzt von Kolja Haaf
Nutchanon hält sich nach seiner Entlassung erstmal bedeckt und wartet auf sein Gerichtsverfahren.
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Panusaya Sithijirawattanakul, ihre Freunde nennen sie Rung, wird oft als Anführerin oder „das Gesicht" der Protestbewegung in Thailand bezeichnet und ist die Chefin der „United Front of Thammasat and Demonstration" (UFTD), einer von mehreren Gruppen von Aktivist*innen, die sich an der Thammasat-Universität in Bangkok gegründet haben und die Protestbewegung vorantreiben.
„Dann wandte sich der Beamte an mich. Ob ich Nutchanon sei. Ich antwortete nicht. Ja, ich sei es, sagte der Beamte dann selbst und dass ich auch festgenommen sei. Wie Rung widersetzte ich mich, indem ich meinen Körper schlaff machte und mich nicht bewegte. Aber sie setzten mich in einen Rollstuhl und schoben mich weg."
Nutchanon Pairoj, genannt Nutt, ist 21 und gehört zum Kern der UFTD und damit zum Kern der Protestbewegung, die den Rücktritt von Premierminister Prayuth Chan-o-cha, mehr Demokratie und ein Umdenken in der Gesellschaft fordert, die von einer patriarchalischen Elite dominiert wird. Auf einer Demo im August wurde zudem öffentlich die Monarchie kritisiert - in Thailand eigentlich ein Tabu, dessen Bruch mehrjährige Haftstrafen nach sich ziehen kann.
Nutchanon: In den ersten Sekunden, die ich im Polizeiwagen saß, sagte ich mir, dass das einfach eine neue Erfahrung sein würde. Aber ich hatte auch Angst. Ich war noch nie in einem Gefängnis und die thailändischen Gefängnisse haben einen schlechten Ruf. Letztlich wurde ich dort dann aber ganz gut behandelt. Man hielt mich nicht für einen schlechten, sondern einfach für einen andersdenkenden Menschen. Auch meine Angst vor anderen Insassen verschwand. Die meisten waren nicht gefährlich, sondern sind oft einfach durch soziale Missstände in die Kriminalität getrieben worden. Einige kannten unsere Bewegung und waren froh zu hören, dass ich mich dafür engagiere.
„Wir sind damit aufgewachsen, dass eine alte Generation das Land beherrscht und über unsere Zukunft bestimmt"
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