Kirsten Schwieger

Journalistin, freie Autorin, Texterin, Hamburg

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Kapitalisieren Sie Ihre Beziehung!

Ja, Sie haben richtig gehört! Kapitalisieren heißt: GROSSSCHREIBEN! Und das sollten Sie Ihre Beziehung immer!


Karriere, Kinder, Hobbys, Freunde und die liebe Verwandtschaft: alles natürlich sehr wichtig. Aber in einer festen Beziehung sollte die Partnerschaft im Mittelpunkt stehen. Um die herum sich alle anderen Aspekte des Lebens gruppieren. Weil alles von einer starken, harmonischen Partnerschaft profitiert. Unterm Strich bleibt sogar mehr Zeit und Energie für andere Menschen oder Dinge, wenn die Beziehung gut läuft und nicht die ganze Kraft in partnerschaftlichen Kleinkriegen verpulvert wird.

Gerade gegenüber der Karriere müssen viele Partnerschaften heutzutage zurückstehen und leiden darunter. Klar, in Zeiten der Globalisierung muss man mobil, flexibel und agil sein. Ohne mit der Wimper zu zucken das Jobangebot in Timbuktu annehmen oder für die nächste Beförderung eine 60-Stundenwoche schieben. Und dann tapfer und verständnisvoll die Kündigung wegstecken, weil das Startup die nächste Finanzierungsrunde leider nicht gewuppt hat. Ganz ehrlich: Ja, die Zeiten sind hart, die Konkurrenz schläft nicht und für beruflichen Erfolg müssen wir schon Einsatz zeigen und auch persönliche Opfer bringen. Aber bestimmt nicht unsere Beziehung aufs Spiel setzen.

Vielmehr sollten wir genau abwägen, priorisieren und unsere Karriereplanung langfristig betreiben. Und dies alles bitte mit dem Partner zusammen! Das ist erstens nur fair und respektvoll und zweitens gibt es ordentlich Auftrieb und Kraft, wenn der Partner hinter einem steht. Mit Glück kommt er dann sogar für zwei Jahre mit nach Timbuktu. Aber sollte er das nicht wollen und die Beziehung dadurch ernsthaft gefährdet sein, tut es vielleicht auch der Taunus in zwei Jahren. Denn so viel steht fest: Auf dem Sterbebett haben nur die wenigsten bereut, zu wenig gearbeitet zu haben. Aber die Liebe ihres Lebens verloren oder gar nicht erst gefunden zu haben, wesentlich mehr.

Ähnliches gilt auch für den lieben Nachwuchs. Der wird sich sein Stückchen vom Kuchen schon nehmen, keine Sorge. Denn Kinder sind Meister darin, elterliche Aufmerksamkeit, Zeit und Energie zu absorbieren. Als Elternteil sollte man da eher aufpassen, nicht ausgesaugt zu werden. Und den Partner beziehungsweise die Beziehung nicht zu vernachlässigen. Denn auch hier gilt: Von zufriedenen, glücklichen Eltern profitieren wiederum die Kinder. Außerdem lernen sie gleich, wie man Beziehung richtig lebt: Den anderen wertschätzt, seine Argumente hört, Unterschiede respektiert und gemeinsam Entscheidungen trifft. Kurzum, wie man als Team harmoniert und funktioniert.

Auch Hobbys und Unternehmungen mit Freunden sind natürlich schön und wichtig. Außerdem sorgen sie für Stressabbau, Abwechslung und Ausgleich. Etwas Spaß muss schließlich sein. Aber kein Partner hört es gerne, dass das Boxtraining oder der Männerstammtisch wichtiger ist als man selbst oder seine Bedürfnisse. Auch die eigenen Eltern und lieben Verwandten müssen akzeptieren, dass man sein eigenes Leben lebt, seine eigene Familie gründet. Und deren Mittelpunkt ist eben der Partner. Was nicht heißen soll, dass man seine Ursprungsfamilie im Stich lässt, wenn sie Hilfe braucht. Nur die Prioritäten sind eben klar gesetzt.

Und indem wir für alle sichtbar priorisieren, machen wir eine klare Ansage: Mein Partner ist die Nummer Eins in meinem Leben – und ich in seinem. Allein das Wissen darum stärkt eine Beziehung und gibt ihr Halt. Wenn diese Priorisierung dann noch täglich zum Ausdruck gebracht wird, bleibt die Beziehung lebendig.

Letztendlich hängt alles zusammen und bildet ein Ganzes. Alles sollte in Balance sein, kein Lebensbereich darf vernachlässigt werden. Aber wenn die romantische Liebe so kraftvoll und nährend sein kann, warum sollte sie dann nicht im Mittelpunkt stehen und ihre Energie auf die anderen Lebensbereiche übertragen? Das Potential dazu hat sie jedenfalls. Liebe verleiht uns Flügel und spornt uns zu Höchstleistungen an. Sie nährt unsere Seele und macht uns heil.

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