Ist ein Sexkaufverbot wirklich der passende Hebel, um Frauen besser zu schützen? Nein, meint Kira von der Brelie. Eine Kriminalisierung führt vielmehr dazu, dass sich Prostitution noch viel stärker in Hinterräume verlagert.
Es klingt verlockend: Ein für alle Mal Menschenhandel und Zwangsprostitution ein Ende setzen - und das mit nur einem Gesetz. Das fordert Unionsfraktionsvize Dorothee Bär. Sie möchte den Kauf von Sex in Deutschland kriminalisieren. Denn: „Deutschland hat sich zum Bordell Europas entwickelt." Das Sexkaufverbot soll - dem „nordischen Modell" folgend - lediglich die Freier bestrafen, nicht die Sexarbeiterinnen. Für diese soll es Aussteigerprogramme geben. Aus ihrer Sicht ist das ein wirksamer Hebel, um betroffene Frauen vor Missbrauch, Gewalt und Ausbeutung zu schützen.
Wenn es doch so einfach wäre. Die Wahrheit ist: Die Dynamiken, die dazu führen, dass Frauen in der Sexarbeit Gewalt erfahren, sind weitaus komplizierter. Sie lassen sich nicht mit einem einfachen Verbot ausmerzen. Eine Kriminalisierung führt vielmehr dazu, dass sich Prostitution noch viel stärker in Hinterräume verlagert, ins Internet. Dorthin, wo es wenig bis keine Kontrollmechanismen gibt. Ein Verbot beendet nicht die Nachfrage. Drogen sind schließlich auch illegal – gekauft und konsumiert werden sie trotzdem und das reichlich.
Verbot verhindert bessere Bedingungen für Sexarbeit
Ein Verbot hilft den betroffenen Frauen nicht. Vielmehr verhindert es, dass die Bedingungen für Sexarbeit besser werden. Verschiedene wissenschaftliche Studien zeigen, dass Verbote im Kontext von Prostitution das Risiko sexuell übertragbarer Erkrankungen wie HIV erhöhen. Die Gewalt steigt, die Arbeitsbedingungen verschlechtern sich. Der Menschenhandel verringert sich nicht. Das berichtet das Deutsche Institut für Menschenrechte. Auch andere Organisationen wie Amnesty International, die WHO oder Human Rights Watch sind gegen ein Sexkaufverbot.
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