Ein neuer Eigentümer baut das Haus um, in dem Frank Zander seit 50 Jahren wohnt. Der Sänger wehrt sich mit öffentlichen Beleidigungen, der Vermieter kündigt ihm. Die Geschichte einer vermeidbaren Eskalation.
Ein Loch in der Decke seiner Vierzimmerwohnung im April dieses Jahres, das war für Schlagersänger Frank Zander das erste Zeichen, dass es für ihn ungemütlich werden würde. Zander wohnt seit mehr als 50 Jahren mit seiner Frau in einer Altbauwohnung im vierten Stock. Im Dachgeschoss darüber hatte der Musiker ("Hier kommt Kurt") ein Studio und ein Atelier zum Malen eingerichtet. Mit seinem langjährigen Vermieter kam der Künstler offenbar gut zurecht.
Dann wurde das Haus Mitte 2019 verkauft, der neue Eigentümer heißt Michael Pribil, ein Unternehmer aus München, der seit 2001 Immobilien betreibt und vermietet. Pribil hat Pläne mit dem Eckhaus, der wichtigste: das Dachgeschoss ausbauen und dort neue Wohnungen errichten. Im Frühjahr begannen die Vorbereitungen für die Bauarbeiten, bald darauf fand Zander das Loch in seiner Decke.
Was folgte, ist ein erbitterter Streit, in dem beide Seiten zu groben Mitteln greifen und den Konflikt immer weiter eskalieren. Zander setzt seine Popularität ein, nutzt die "Bild"-Zeitung und inszeniert sich als volksnaher Kämpfer gegen großkapitalistische Miethaie. Pribil pocht auf die Rechtslage, setzt seine Anwälte ein und kündigt seinem Mieter schließlich, weil der ihn "Arschloch" nennt.
Richtig gut sieht keiner in dieser Sache aus. Es ist ein bisschen, als spielten die beiden einen Lehrbuchfall für Mediatoren vor: wie man es auf keinen Fall machen sollte.
Die Behörde ließ die Bauarbeiten stoppen
Zander hat ein Gespräch mit dem SPIEGEL abgelehnt und stattdessen auf seinen Anwalt Michael Nuschke verwiesen. Auf seiner Facebook-Seite und auch im Video bei "Bild" schilderte der Sänger aber ausführlich seine Sicht der Dinge. Dort warf er Pribil vor, dieser habe sich nie bei den Mietern vorgestellt und gefragt, ob er umbauen dürfe.
Erfahren habe Zander von dem Umbau durch das Loch in der Decke. Zanders Anwalt sagt, mit dem Baubeginn Anfang Juni seien "größere Putzstücke" von der Decke gefallen. Daraufhin habe Zander die zuständige Baubehörde informiert, die am selben Tag vorbeigekommen sei und einen vorläufigen Baustopp veranlasste. Der dauerte den ganzen Juli, bis die Bauarbeiten nach einer Überprüfung eines Statikers, dass niemand gefährdet werde, im August weitergingen.
Nuschke sagt, das Ehepaar Zander habe sehr unter der Baustelle gelitten. Denn sie war, wie Baustellen eben sind: laut und schmutzig. Der Vermieter verweist auf seine Baugenehmigung, die das Bezirksamt Charlottenburg-Wilmersdorf erteilt hat. Bei "Bild" hatte Zander gesagt, der Lärm beginne schon um sieben Uhr morgens, und zeigte Fotos von Schuttmengen, die in einer Nachbarwohnung von der Decke gefallen seien. Der Vermieter entgegnet darauf, dass zu keiner Zeit "Gefahr für Leib und Leben" bestanden habe. Es seien schließlich nur dünne und leichte Putzstücke aus dem Oberflächenmaterial heruntergefallen.
Der Vermieter sagt: "Wir bauen ja nicht nachts"
Die Zanders ziehen für ein paar Tage ins Hotel, sie hätten den Krach nicht ertragen können. Der Inhaber eines Hotels habe sie eingeladen. Zanders Anwalt forderte den Vermieter außerdem auf, für jene Zeit, in der sein Mandant nicht in seiner Wohnung bleiben könne, die Kosten für ein Hotel zu übernehmen. Pribil lehnt dies ab: "Die Einschränkungen sind nicht so groß, dass das in einem Verhältnis steht. Wir bauen ja nicht nachts."
Parallel kündigt der Vermieter Zander die Flächen für sein Studio und sein Atelier. Alles fristgerecht zu Ende Juni. Beide Räume braucht der Vermieter für den Dachausbau. Im Mietvertrag sind die Flächen von etwa 120 Quadratmetern als Abstellräume ausgewiesen, in denen nichts Brennbares lagern solle und die auch nicht abgeschlossen werden dürften.
Aber natürlich steht Zanders teures Tonequipment nicht einfach so herum. In Absprache mit den vorherigen Eigentümern habe Zander Schlösser anbringen lassen, sagt sein Anwalt. Pribil sagt, er habe von einer solchen Einigung nichts gewusst. Im April hatte die Baufirma bei der ersten Begehung die Schlösser aufgebrochen. Pribil sagt, die Mitarbeiter der Firma hätten nicht gewusst, was sich dahinter verbirgt, und eigenmächtig die Räume geöffnet, das tue ihm leid. Er sei erst hinterher darüber informiert worden. Zander wiederum ist über diesen Vorgang noch Monate später erbost.
"Was, Zander macht das, und dann hilft man ihm nicht?"
Die Zanders wollen die Räume im Dachgeschoss zunächst nicht hergeben, räumen sie dann aber im August aus, mit zwei Monaten Verspätung. Pribil reagiert darauf mit einer Schadenersatzklage. Er will 8000 Euro wegen der Verzögerung der Bauarbeiten.
Während Pribil auf seine Anwälte und die Gerichte setzt, um seine Ziele durchzufechten, baut Zander erst zögerlich, dann immer stärker auf die Öffentlichkeit. In seinem "Balkon-Bericht", den er auf Instagram und Facebook veröffentlicht, empört er sich über den Baulärm und beklagt seine Lage. Seine Fans beleidigen daraufhin den Vermieter, nennen ihn dort "Verbrecher", "Unmensch" oder "Vollspacken". Einer postet die Kontaktdaten des Vermieters, ein anderer droht: "Frank, sollen wir Ultras mal vorbeikommen, dein Vermieter braucht mal eine Ansage."
Ende Oktober schildert dann Zander sein Mietproblem eine Viertelstunde lang in der "Bild"-Sendung "Sparfochs".
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