Kaum eine Technik hat in den vergangenen Jahren unseren Alltag so stark verändert wie der Siegeszug von Smartphones und Tablets. Doch wie wirkt sich die Nutzung digitaler Technologien auf die Lebensqualität der Menschen aus? Welche Trends und Anwendungen werden in Zukunft dieses Potential besser ausschöpfen? Diese Fragen stehen im Mittelpunkt der ersten Telefónica Trendstudie „Mein Digitales Ich - Leben in der Netzwerkgesellschaft", die diese Woche in Berlin vorgestellt wurde.
Mehr als 50 Experten und Vertreter aus Wirtschaft, Politik und Wissenschaft diskutierten in der Kalkscheune, einer ehemaligen Maschinenfabrik in Berlin Mitte, über die Auswirkungen digitaler Technologien auf die Lebensqualität der Menschen sowie auf die Gesellschaft. Eingeladen hatte Telefónica Deutschland CEO René Schuster, der gleich in seiner Einführungsrede die Bedeutung der Entwicklung hervorhob: „Wir erleben im Moment eine der größten technologischen Revolutionen überhaupt", betonte Schuster. Kein anderes Gerät habe in den vergangenen Jahren den Alltag so verändert wie Smartphones und Tablet-Computer. Junge Menschen würden im Durchschnitt jeden Tag 3,5 Stunden mit dem Smartphone verbringen - wobei die Telefonie im Gegensatz zu Apps und mobilen Internet immer mehr an Bedeutung verliere. Zugleich steige der Datenfluss auf den mobilen Netzen sprunghaft an. „Die Frage ist: Wie können wir als Individuum und als Gesellschaft von dieser technologischen Revolution profitieren?", erklärte Schuster.
Infratest-Umfrage: Positiver Einfluss digitaler TechnologienMit der Trendstudie Mein Digitales Ich will Telefónica Deutschland die gesellschaftlichen und persönlichen Auswirkungen digitaler Technologien aufzeigen und eine Diskussion anstoßen. Für die Untersuchung, die in Zusammenarbeit mit dem Trendbüro und TNS Infratest entstanden ist, wurden in einer repräsentativen Umfrage 1.031 Nutzer des mobilen Internets in Deutschland befragt. Um die künftigen Trends und Entwicklungen herauszuarbeiten wurden zudem Experten aus der Startup- und Technologieszene in Interviews über ihre Einschätzungen zur Zukunft der Netzwerkgesellschaft befragt.
Ein Ergebnis der Studie: Während in den Medien oft die Risiken der neuen Technologien betont werden, sehen die Nutzer der Geräte die Auswirkungen deutlich positiver. Mehr als zwei Drittel (72 Prozent) der Vielnutzer von Smartphones und Tablets - in der Studie als digitale Trendsetter definiert - sehen einen „großen" oder „sehr großen" positiven Einfluss der Technologien auf ihr tägliches Leben. Die Befürchtung, dass mobile Kommunikation die Grenzen zwischen Arbeit und Freizeit verwischen könnten, besteht für die meisten nicht: 64 Prozent der digitalen Trendsetter sehen darin keine Belastung. Mehr als die Hälfte (52 Prozent) sind der Ansicht, dass sich durch Netzwerktechnologien wie Social Media ihre Kontakte zu anderen Menschen verbessert oder intensiviert haben. Als weitere Vorteile nennen sie eine erhöhte Arbeitsproduktivität (51 Prozent) sowie Unterstützung beim Konsum etwa durch Preisvergleiche, Kaufempfehlungen und Bewertungen von Produkten (63 Prozent aller Nutzer).
Sind digitale Verbraucher besser informiert?Dass sich vor allem der Handel und das Kaufverhalten in der digitalen Welt verändern werden, zeigte die anschließende Podiumsdiskussion, die der Moderator Ole Tillmann leitete. „Die Innenstädte werden nicht aussterben, aber der Konsum in den Städten wird sich durch die digitalen Technologien stark verändern", sagte der Trendforscher und Mitautor der Studie, Professor Peter Wippermann. Dabei komme es darauf an, eine Interaktion für die Kunden zwischen der realen und digitalen Einkaufswelt zu gestalten. Wippermann: „Ob der Kauf dann am Ende online oder im Laden stattfindet, wird egal, so lange der Kunde bei der Marke bleibt."
Auch der Jungunternehmer Johannes Müller, der mit Chuisy eine App für Social Shopping entwickelt hat, sieht keine Gefahr für den stationären Handel in den Städten: „Das Internet wandert in die Geschäfte, nicht die Geschäfte ins Internet." In vielen Unternehmen seien Online- und Offlinehandel noch zu stark voneinander getrennt. Die Grenzen würden jedoch in Zukunft verschwinden. Dirk Graber, der Gründer des größten deutschen Brillen-Onlineportals Mister Spex, erklärte, dass sein Unternehmen bewusst Partnerschaften mit Geschäften unterhalte und auch über eigene physische Läden nachdenke: „Das ist ein Trend!"
Von einer neuen digitalen Kluft berichtete Katrin Hesse, Expertin für digitale Strategien bei der Werbeagentur „Lukas Lindemann Rosinski". „Es gibt eine neue Schere zwischen digital aktiven und weniger aktiven Nutzern. Wer als Konsument eine starke digitale Medienkompetenz hat - also viele Follower, einen beliebten Blog und ein gutes Netzwerk - verfügt über eine größere Meinungsmacht." Insgesamt sehen Beobachter eine Verschiebung in der digitalen Welt zu Gunsten der Verbraucher: Durch die Information und den Austausch über soziale Netzwerke sind Verbraucher heute viel besser über die Qualität von Produkten und Angeboten informiert und können ihre Interessen besser gegenüber den Unternehmen durchsetzten. „Für die Unternehmen gilt es, diese Kreativität der Verbraucher zu nutzen", betonte Professor Norbert Bolz, Kommunikationswissenschaftler an der TU Berlin. Außerhalb der Unternehmensorganisation sei heute mehr Intelligenz und Kreativität vorhanden als innerhalb. Social Wealth sei im Grunde die neue Produktivität: „Alle sind klüger als jeder!"
Chancen und Herausforderungen für die GesellschaftDer Einfluss der digitalen Technologien auf die Gesellschaft wird sich künftig verstärken. "Die nächste Stufe ist das Internet der Dinge, also die Vernetzung von Gegenständen wie Autos, Waschmaschinen und anderen Alltagsdingen bis hin zur Kleidung.", so René Schuster. Dabei entstehe mehr und mehr eine vernetzte, digitale Wirklichkeit, die in alle Lebensbereiche vordringe und sie miteinander verbinde.
Nach Ansicht von Professor Wippermann (im Bild rechts) sei es deshalb wichtig, dass die Menschen über eine neue Art der Medienkompetenz verfügen. „Um in der digitalen Welt erfolgreich zu navigieren, sollten junge Menschen am besten schon in der Schule lernen, wie sie sich in Sozialen Medien bewegen oder sicher online einkaufen", erklärte Wippermann. "Aber wir brauchen auch die spielerische Unabhängigkeit und die Möglichkeiten, um alles auszuprobieren und für uns zu testen." Das Finden einer persönlichen Balance zwischen On- und Offline sowie der Schutz persönlicher Daten spielten dabei eine wichtige Rolle.
Mein Digitales Ich: Die Zahlen der StudieFür mehr als zwei Drittel der digitalen Trendsetter (72 Prozent) haben digitale Technologien einen großen oder sehr großen positiven Einfluss auf ihr tägliches Leben. 64 Prozent der digitalen Trendsetter halten die Vermischung von Arbeit und Freizeit durch mobile Technologien für keine Belastung. 63 Prozent der Befragten sind der Ansicht, dass Nutzerempfehlungen, Bewertungen und Preisvergleiche es einfacher machen, sich für die richtigen Produkte zu entscheiden. 61 Prozent der digitalen Peer Group finden, dass digitale Technologien den Kundenservice besser und schneller machen. 59 Prozent der Peer Group stimmen zu, dass digitale Technologien es leichter machen, mit neuen Menschen in Kontakt zu treten.
Die Teilnehmer der Podiumsdiskussion waren sich dennoch einig, dass die Chancen der digitalen Technologien überwiegen. Ein Beispiel sei die intelligente Vernetzung von Städten und Energiekreisläufen. Allein durch den Einsatz intelligenter Stromnetze könnten die Leistungsverluste um ein Drittel gesenkt werden, erklärte Schuster: „Wenn wir digitale Technologien bewusst einsetzten, können wir nicht nur Ressourcen sparen, sondern auch als Einzelne, als Unternehmen und als Gesellschaft von dieser Entwicklung profitieren."
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