Katrin Blaß

Journalismusstudentin, Graz

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Portrait: Erza Cermjani & Karl Steiner

Die Abdrücke in der Erde sind frisch. Erza beugt sich darüber. „Die Piazza-Hunde“, sagt sie. Mit zusammengekniffenen Augen sucht die Frau die versengte Landschaft ab, die in der Ferne in einem Hügelkamm mit Häusern endet. Erza ist 41 Jahre alt, in Albanien geboren und arbeitet als Lektorin an der Universität von Shkodra. Nachmittags tauscht sie ihre Füllfeder gegen Handschuhe und Gummistiefel. „Die Straßenhunde sind ihr Leben. Bis jetzt haben wir 700 kastriert und versorgt“, erklärt Karl, ihr Lebensgefährte. Wir, das ist der Verein “Pro Qen Albania”. Erza trägt den Schriftzug sogar am Handgelenk.
Die Albanerin studierte Sprachwissenschaften in Graz, als sie Karl zum ersten Mal traf. Die beiden wurden ein Paar und gründeten gemeinsam den Verein, der Straßenhunden nachhaltig helfen soll. Nach ihrer Diplomarbeit kehrte Erza in ihre Heimat zurück. Karl kommt oft ins Land und bleibt, so lange es geht. Steigt er in Graz in seinen Geländewagen, kann er Erza genau eineinhalb Tage später in die Arme schließen. Hier, im Norden Albaniens, am Stadtrand von Shkodra, füttert das Ehepaar Welpen, säubert Gehege, kauft im Baumarkt Holz für neue Hütten und kümmert sich um Adoptionen. Die 60 Hunde, die dauerhaft in der Auffangstation leben, sind blind, verletzt zu alt, um auf die Straße zurück zu können. Wenn der Geländewagen mit Futter und Sachspenden – sechs Tonnen waren es bis jetzt – vor der Auffangstation anhält, freuen sich vor allem Hektor, der bald in die Schweiz zu seinem neuen Besitzer ziehen darf, Couch-Potato Shark und die freilaufenden Hunde von Shkodras öffentlichen Plätzen und der Fußgängerzone – die Piazza-Hunde.