Katja Sturm

Sportredakteurin, freie Journalistin, Frankfurt

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Alles gut im Griff

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Sophie Scheders Glücksbringer heißt Pauline. Wann auch immer die 16 Jahre alte Kunstturnerin aus Chemnitz in einem wichtigen Wettkampf zu den Barrenholmen greift, sollten diese von der gleichaltrigen Trainingskollegin präpariert worden sein. Wasser, Honig und dann das den Schweiß absorbierende und Halt gebende Magnesia – die richtige Mischung macht den perfekten Griff. So war es auch am Samstag im Gerätefinale der Kunstturn-Weltmeisterschaften von Antwerpen. Pauline Schäfer schmierte, Sophie Scheder turnte. Und landete nach einer fast fehlerfreien Übung beim Sieg der Chinesin Huang Huidan mit 14,683 Punkten auf Platz fünf. „Damit hatte ich nicht gerechnet“, erklärte die Internatsschülerin vom TuS Chemnitz-Altendorf später, „Top fünf von der ganzen Welt – ich weiß noch gar nicht richtig, was ich sagen soll.“ Dabei kam dieser erneute Erfolg der mit 1,64 Meter recht groß gewachsenen Turnerin nicht vollkommen unerwartet. Bei der Junioren-Europameisterschaft vor einem Jahr, ebenfalls in Belgien, hatte sich Scheder bereits den Titel an ihrem Spezialgerät gesichert, bei der EM im Frühjahr in Moskau schrammte sie als Vierte nur knapp an den Medaillenrängen vorbei. Internationale Fachmedien richteten so schon vor ihrem WM-Debüt den Fokus auf die nationale Meisterin. Ungeachtet der Tatsache, dass diese ein Dreivierteljahr mit Hüftproblemen zu kämpfen hatte. Im vergangenen November waren die Schmerzen mit unbekannter Ursache aufgetaucht, „im Dezember ging überhaupt nichts mehr“, schildert Scheder das Übel. Dann habe sie zumindest wieder am Barren, obgleich noch ohne Abgänge, trainieren können und sich so dort weiter verbessert. Trotzdem hatte sie während der zwei Tage währenden Qualifikation von Antwerpen lange um ihren Platz im Finale zittern müssen und packte es als Achte gerade so, in die Entscheidung einzuziehen. Den zusätzlichen Einsatz im 13500 Zuschauer fassenden Sportpalast der Diamantenstadt wollte sie dann nur noch genießen. „Ich habe weder auf die Übungen noch auf die Wertungen, sondern immer nur auf den Boden geschaut, um mich nicht verrückt zu machen.“ Allein durch die Reaktionen des Publikums bekam sie deshalb mit, dass etwa die Vorkampfbeste, Yao Jinnan, bei einem schweren und selten gezeigten Flugelement, dem sogenannten Mo-Salto, abstürzte und am Ende hinter der Deutschen lag. Scheder selbst zeigte dann laut Gabi Frehse „keine perfekte, aber eine gute Übung“. Die Chemnitzer Trainerin war ebenfalls zum ersten Mal als Betreuerin in einem WM-Finale dabei und bedauerte an dessen Ende nur eins: „Dass es schon vorbei ist.“