Kathrin Fink

Content Creatorin, Redaktorin & Social Media Managerin, Zürich

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Der Schwinger Harald Cropt zwischen Spänen und Reben

Er ist Schwinger und er ist schwarz. Und er ist halb Schweizer, halb Haitianer. Mit seiner dunklen Hautfarbe fällt er bei der urtümlichen Sportart extrem auf. Am Wochenende steht Harald Cropt in der Schwingerhose, unter der Woche arbeitet er auf dem Familien-Weingut als Winzer.

Harald Cropts Vater, Philippe Cropt, wusste schon immer, dass er einmal eine schwarze Frau heiraten würde. Die Menschen in Ollon im Kanton Waadt hielten das für eine Spinnerei - schliesslich gab es keine dunkelhäutigen Frauen im Dorf. Doch Philippe Cropt hatte seit seinem zehnten Lebensjahr einen Traum von einem kleinen Mädchen, das auf einer Insel für ihn heranwächst.

Ein Traum wird wahr

Schliesslich traf er dieses Mädchen in der Dorfkneipe. Sie war aus Haiti und machte ein Praktikum im Gastgewerbe. Sie sei einmal bei der Weinlese vorbeigekommen - was für eine Überraschung: eine Farbige! Ein, zwei Leute konnten sich eine abfällige Bemerkung nicht verkneifen, erinnert sich Philippe Cropt.

So wurde sein Traum Realität. Er war wahrscheinlich der erste im Dorf, der eine dunkelhäutige Frau heiratete.

Der Sohn, Harald Cropt, fühlt sich heute als Schwarzer überhaupt nicht fremd in der Schweiz. Zum Schwingsport kam er per Zufall. Als Teenager war Basketball seine Passion, doch dann sah ihn der Schwingclub-Präsident in einer Sportstunde und meinte, dass er die richtige Statur zum Schwingen hätte. Er probierte es aus, und es "funkte" sofort.

Zu Beginn kam es ab und zu vor, dass ein oder zwei Ältere nörgelten, weil er nicht ihrer Norm von einem Schweizer entsprach. Aber, so meinte Harald Cropt, es habe ihn nicht besonders geprägt.

Schwingen, Rebstöcke und eine Vision

Sein Hauptberuf ist sowieso Winzer auf dem Familiengut in Ollon. Seit fünf Generationen kümmern sich die Cropts um die Rebstöcke, hegen und pflegen sie.

Cropt sagt, in seinem Wein stecke viel Herzblut und eine Vision, die er mit anderen teilen möchte: Es sei wie bei einem Maler, der eine Landschaft malt: Der eine sieht sie auf seine Art, und müsste ein anderer sie malen, er würde sie anders sehen.

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