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Bahnhofsviertel Frankfurt: Große Sorgen wegen „Drogentourismus"

Frankfurt - Gesundheitsdezernent Stefan Majer (Grüne) ist wenig optimistisch, dass sich Kommunen aus dem Umland an der Bewältigung der Drogenproblematik im Bahnhofsviertel beteiligen werden. In der Sitzung des Ortsbeirats 1 am vergangenen Dienstag hatte Majer den Stadtteilpolitikern „Rede und Antwort" zur aktuellen Situation im Bahnhofsviertel gestanden. Der sogenannte „Drogentourismus" - das heißt Drogenabhängige, die aus dem Umland nach Frankfurt zum Konsumieren kommen - war für den Ortsbeirat dabei ein kritischer Punkt.

Frankfurt: Bahnhofsviertel zieht Drogenabhängige aus dem Umland an

„Ich gebe ihnen ja recht", antwortete Majer dem Sozialbezirksvorsteher im Bahnhofsviertel, Peter Metz, auf die Frage, warum es keine Drogeneinrichtungen in Städten wie Dietzenbach gebe. Die Stadt verfüge jedoch über keinerlei Instrumente, um Städte aus dem Umland zur Einrichtung von Drogenhilfeangeboten zu bewegen. Auch mit finanzieller Unterstützung sei nicht zu rechnen. „Ich nehme jede Überweisung aus dem Umland", sagte der Gesundheitsdezernent. Bisher sei das aber wenig erfolgreich gewesen. Unabhängig davon müsse auch die Frage gestellt werden, warum die Drogenkonsument:innen nach Frankfurt kämen. Laut Majer liege der Anreiz nicht in der Drogenhilfe, sondern bei den Dealern. Und wenn die Menschen da seien, müsse ihnen auch geholfen werden. „Ich halte viel davon, die Menschen dort abzuholen, wo sie sind."

Konkrete Maßnahmen kündigte Majer allerdings für den derzeitigen Ausnahmezustand während der Corona-Pandemie an. Über den Winter solle durch veränderte Öffnungszeiten zweier Druckräume im Bahnhofsviertel eine „Rund um die Uhr"-Versorgung sichergestellt sein. Die Einschränkungen im Rahmen der Pandemie hätten die Problematik in dem besonders betroffenen Viertel noch einmal verschärft. „Wir mussten nicht nur Hygieneregeln in den Einrichtungen umsetzen, sondern auch damit umgehen, dass es eine Reihe von psychiatrischen Kliniken und Gefängnissen gab, die die Drogenabhängigen entlassen und auf die Straße gesetzt haben", so Majer.

Bahnhofsviertel Frankfurt: Vorstoß zur kontrollierten Crack-Abgabe

Zudem erläuterte Majer erneut seine bereits an anderer Stelle angekündigten Maßnahmen, wie der umstrittene Vorstoß einer kontrollierten Crack-Abgabe an Drogensüchtige im Bahnhofsviertel Franfurt oder die Möglichkeit zur Substitution über medizinisches Cannabis. Auch bekundete er seine grundsätzliche Zustimmung zum in der S tadtpolitik Frankfurt diskutierten Züricher Modell: „Aber nur, wenn es um ein Konfliktmanagement im öffentlichen Raum geht", sagte er. Repression müsse weiterhin Sache der Ordnungspolizei bleiben.

Besonders die geänderten Öffnungszeiten stießen bei den Stadtteilpolitiker:innen im Ortsbeirat auf Zustimmung. Ortsvorsteher Oliver Strank (SPD) sagte: „Ich begrüße das sehr." Die Veränderungen seien aber laut Majer nur für die Dauer der aktuellen Krisenlage; langfristig wolle man Angebote eher außerhalb des Bahnhofsviertels schaffen. Dazu fehlten derzeit allerdings die Mittel. (Kathrin Becker)

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