"Wir leben zusammen, teilen Haus, Bett, alles. Wir leben die Vielliebe", sagte Víctor Hugo Prada dem kolumbianischen Radiosender Caracol am 3. Juni 2017. Kurz zuvor hatten sich Prada, Manuel Bermúdez und Alejandro Rodríguez in Medellín offiziell das Jawort gegeben - die erste offizielle Dreier-Ehe Kolumbiens.
Obwohl Kolumbien ein traditionell konservatives und katholisches Land ist, gelten dort heute die fortschrittlichsten Gesetze zur Homosexualität in ganz Lateinamerika. Gegen massive Widerstände passierte das Gesetz zur Einführung einer eingetragenen Partnerschaft für gleichgeschlechtliche Paare bereits 2007 den kolumbianischen Kongress. Im September 2013 wurden schließlich die ersten gleichgeschlechtlichen Ehen erlaubt, bis das kolumbianische Verfassungsgericht 2016 die Ehe für gleichgeschlechtliche Paare im ganzen Land bestätigte.
Laut der International Lesbian, Gay, Bisexual, Trans and Intersex Association (Ilga) kriminalisieren weltweit noch 70 Länder gleichgeschlechtliche Liebe, verfolgen homosexuelle Paare und belegen sie teilweise mit harten Strafen bis hin zum Tod.
Dass Kolumbien eines der fortschrittlichsten Länder hinsichtlich LGBT-Rechten ist, zeigt sich auch in der Hauptstadt Bogotá: Seit Dezember 2019 ist Claudia López die erste Bürgermeisterin in der 481-jährigen Historie der Stadt - und die erste, die offen lesbisch lebt. Das Amt der Bürgermeisterin von Bogotá gilt in Kolumbien als der zweitwichtigste politische Posten neben dem Präsidenten.
Die Eheschließung von Alejandro Rodríguez, Víctor Hugo Prada und Manuel Bermúdez wurde in Medellín notariell beglaubigt, so wie es in Kolumbien üblich ist. Das Zertifikat ihrer besonderen Ehe mit dem eingetragenen Satz "Régimen patrimonial especial de trieja" (Ehe zu dritt) posteten die Ehemänner nach dem Jawort umgehend auf Twitter:
Die freie Journalistin Katharina Wojczenko und der deutsche Fotograf Nick Jaussi haben die drei Männer knapp eine Woche lang begleitet und bei ihnen in Medellín gelebt. Für seine Fotoreportagen habe Jaussi auch schon zusammen mit Sexarbeiterinnen im Rotlichtviertel gewohnt und Weihnachten mit der Farc-Guerilla im Regenwald verbracht: "Ich versuche in meiner Arbeit den Menschen näher zu kommen, als sie nur auf einem arrangierten Nachmittagstermin zu treffen", sagt der Fotograf.
Die drei Ehemänner haben sie besucht, weil sie "hinter die Fassade schauen" wollten, um zu sehen, wie der Alltag in einer Dreier-Ehe funktioniert, erklärt der Fotograf. Die drei seien sehr zugänglich gewesen. "Wir haben zusammen gegessen und auch viel geredet und diskutiert. Ich war total überrascht, wie offen sie sind, und habe kein Tabu gespürt", sagt Jaussi.
Sehen Sie in der Fotostrecke, wie es sich zu dritt liebt und lebt und wie die Ehemänner das gemeinsame Haus teilen: Mitarbeit: Katharina Wojczenko