Katharina Wasmeier

Freie Journalistin, Autorin, Lektorin, Nürnberg

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How to do a Suicide Roll

Haare zu lang, Haare zu dünn, Haare zu blöd. Haare zu wenig, Zeit eh. Die versammelten Gründe für „Ich will so gerne lernen, mir selbst eine schöne Frisur machen zu können“ sind beim ersten Workshop mit dem vielversprechenden Namen „Du hast die Haare schön!“ so verschieden wie die Teilnehmerinnern selbst. Es braucht halt einfach jemanden, der anleitet, zeigt und mit Engelsgeduld Strähne um Strähne zu kunstvollen Gebilden aufdrechselt.

Und das macht die Ramona. Ramona ist 23 und Frisörin. Die Ramona hat der Daniela Auer die Haare gemacht, für ein Fest, „weil ich kann’s einfach nicht selbst“, sagt die 38-jährige Inhaberin des kunterbunten Lieblingsteileladens „Holla, zwei Waldfeen!“ in der Bucher Straße. Und weil Daniela Auer den Vintage-Look mag und die dazugehörigen Frisuren gerne selber trüge, dachte sie sich, „wir machen einfach einen Workshop, damit ich das mal selber lerne“. An einem Samstag im Mai sitzen also sechs Damen inmitten bunter Dinge. Haben dabei: Kamm und Bürste sowie Glätteisen oder Lockenstab. Ramona hat dabei: eine Frisierpuppe, Fachwissen, viele Tricks und motivierende Sätze. Anja Liebel (28) ist hier, weil „das das erste solche Angebot überhaupt ist, das ich finde, und ich so gern mal was anderes hätte als immer nur einen Zopf oder einfach runterhängen lassen.“ Daniela Schatz (28) ist auf der Suche nach einer Frisur für eine Hochzeit. Und Miriam Hurlbert (36) „will endlich Ahnung haben statt nur irgendwas flechten können.“ Und den Vintage Style, den finden eh alle super. Vintage, das bedeutet: Tollen und Rollen. Damit das gut funktioniert, muss man erstmal lernen, richtig zu toupieren, denn das und Haarspray „sind das A und O des Hochsteckens“, sagt Ramona und toupiert die Puppe. Nicht im Zickzack, sonst gibt’s Filz. Und vorher müsse man überhaupt wissen, wo der Schwerpunkt der Frisur hinsoll: vorne oder im Nacken? „Was euch steht oder womit ihr euch wohlfühlt, das müsst ihr selber wissen“, doziert die Frisörin. Wohlfühlen tut sich hier offenkundig jede. Es wird gequatscht und geschnattert, sich gegenseitig geholfen und beraten, von Stutenbissigkeit keine Spur, und wenn plötzlich ein „Du siehst aus, als hättest du ein Geschwür am Kopf!“ durch die Waldfeen tönt, dann ist das völlig nett gemeint. So ein Workshop, sagt Daniela Auer, ist hier gar nicht ungewöhnlich, Klöppeln haben sie schon gelernt oder Sachen machen mit Fondant. Jetzt halt die Haare, und für 30 Euro Teilnahmegebühr „spazieren anschließend auch die von uns gestellten Haarnadeln aus dem Laden raus.“ Während die einen noch mit dem Toupieren kämpfen und mit dem „Wie war das gleich nochmal mit dem Wickeln und den Fingern?!“ haben andere Talente den Dreh schnell raus und türmen sich Pin-Up-, Victory- und Suicide-Roll aufs Haupt. Ramona eilt von links nach rechts und erklärt Haarstruktur, Salzwasser-Spray für mehr Grip, Dreiecke abteilen und Haarnadeln über Kreuz. Und dass man eine Locke mit dem Glätteisen machen soll, damit die Locke sich dann von alleine so legt wie sie soll. Was sie freilich nicht tut, aber aller Anfang ist schwer, und „zweifelt nicht an euch selbst, normalerweise lernt man das in drei Jahren Berufsschule!“ Nach zwei Stunden haariger Heiterkeit ertönen erste Freudenschreie. Jeannette Stell (42) sieht aus wie frisch vom Vintage-Shooting: Die Tolle sitzt, das Tuch auch, und dass der Hinterkopf so schön ist, ist einem läppischen Trick zu verdanken. „Ich bin ganz glücklich, das geb ich nicht mehr her!“ Muss sie nicht. Aber ganz hurtig anmelden, wer sich hier auch in die Hohe Kunst des Steckfrisierens einweihen lassen will. Die Nachfrage, sagt Daniela Auer, ist enorm. Zweiter Workshop ausgebucht, beim dritten am 18. Juli gibt’s noch Plätze, „aber vielleicht machen wir das einfach immer wieder“. Oder auch mit Roll, dafür wenig Rock: Dirndl- und Trachtenfrisuren lernen am 27. Juni! Infos und Anmeldung: www.hollazweiwaldfeen.de