Neuerdings hat eine bislang in meinen Breiten eher wenig anzutreffende Spezies damit begonnen, ihre Ausnüchterungs- und Entgeisterungsspaziergänge in den schönen Osten streben zu lassen. Die Spezies trägt den Namen Porcus nazus stupidus parvulus. Von der könnte man sagen, das mit dem Streben nach Osten hin ist halt so in ihr angelegt, da kann man wohl nicht viel dagegen machen, und dann auch noch dieser Frühling, da fängt ja so manch ein Neophyt gern an zu wandern, rein biologisch bedingt. Jetzt ist der Spezialneophyt aber schon allein farblich eher wenig attraktiv, und das wiederum passt nicht recht ins derzeit zwar nur von Alljahresstreber Forsüzie bereits erleuchtete, nach und nach aber allerorts aufknospende Bunt. Braun? Nö. Das findet auch der Ostbewohner.
Deswegen gestaltet er den angemessen gastfreundschaftlichen
Empfang der Wiedergänger in frohem Geleucht, und so steht dann da in weithin
heiter prangenden Farben ein herzlicher Willkommensgruß auf dem Trottoir.
„Verpisst euch!“, „Nazis raus!“, „Dreht um!“, „Geht weg!“, „Niemand will euch
hier!“, so Sachen. Hab ich mir angeschaut, bevor darüberhinweg
gleichgeschritten wurde. Bin ich ein bisschen nachdenklich geworden. Ein
bisschen traurig, fastbeinahe. Wegen zu viel Empathie. Hab ich mir dann nämlich
vorgestellt, wie das sich anfühlen muss für so ein kleines Ferkel, wenn es
einläuft mit der Rotte.
Bei der man endlich mal daheim war, lauter lustige laute
Onkels, manchmal nimmt der Geschichts- und Erdkunde-Unterricht vielleicht ein
bisschen überhand, aber dafür bin ich endlich nicht mehr allein so wie in der
Schule, wo sie mir immer mein Butterbrot ins Gesicht geschmiert haben, und der
Papa war dann laut und die Mama traurig und gespielt hab ich allein im
Sandkasten, und jetzt ist das alles anders, weil die Onkels, die klopfen mir
auf die Schulter und ich glaub die haben mich alle irgendwie schon gern, da
muss ich ab und an mal grade stehen und das so mit dem Arm und dass ich beim
Gleichschritt manchmal aus dem Takt gerate, das merken die bestimmt gar nicht.
Mitten in der Onkelgruppe ist’s schön warm und kuschlig, und
ich fühl mich groß und laut und stark und mit dem Gefühl wird dann gewandert,
in diesen Osten, hat der Oberonkel gesagt, mach ich mit, natürlich. Und dann
marschieren wir da hin, und dann stehen da akkurat dieselben bösen Worte, die
mir meine Kinderzeit vergrätzt haben …
Ob das Ferkel da nicht ein bisschen traurig zu werden nicht umhin kommt?
Ob es dann deswegen umso lauter quieken muss? Vielleicht sollte man ihm ein
Butterbrot geben. Und Kekse. Vielleicht hilft’s ja.
Oder tanzen? Ich versuch’s mal: „Ü30 Black & Soul Edition“ (T90,
Flughafen), „Beatopia“ (Desi, Brückenstraße), „Große Schlagernacht“ (Marquee,
Klingenhof), „Black & White Night“ (b², Bartholomäusstraße), „Beat Thang!“
(Zentralcafé, Königstraße), „Pon di Attack Superspecial“ (Nano, ebd.),
„Homemade“ (Seltene Erden, Luitpoldstraße) und am Samstag „Bucovina“ (K4,
Königstraße), „7 Jahre Kulturkellerei“ (ebd.), „Nürnberg.Pop.Club“ (Zwinger
Keller, Lorenzer Straße), „Retro Party“ (Parks, Stadtpark), „Eine Nacht“
(Mitte, Hallplatz), „Maximum Rock Night“ (Hirsch, Vogelweiherstraße), „8 Jahre
Music for the Dead Ones“ (Cult, Dooser Straße), „Buckshot“ (Stereo,
Klaragasse), „Küsse am Pier“ (MUZ, Fürther Straße). Ganz schön bunt, das. Aber
so wie der Frühling halt. Und Nürnberg!