Katharina Wasmeier

Freie Journalistin, Autorin, Lektorin, Nürnberg

1 Abo und 4 Abonnenten
Artikel

Ihr wollt doch nur spielen ...

Wenn am 31. Januar mit der Spielwarenmesse Nürnberg die weltgrößte ihrer Art öffnet, steht die ganze Region im Fokus der Spielefreunde aus aller Herren Länder. Doch nicht nur Global Player und Fachpublikum haben längst gemerkt, wie bedeutend das Geschäft mit den bunten Brettern, die die Welt bedeuten, ist – längst wissen das große und kleine Menschen auch in der Region. Besonders gut kennt sich der Ali Baba Spieleclub e. V. aus: Was Anfang der 1980er Jahre als kleines Treffen unter Freunden begann, ist heute ein deutschlandweit agierender Verein mit beinahe 700 Mitgliedern. Ins Leben (mit)gerufen hat den 1991 Christian Wallisch, der in erster Linie Lehrer, in zweiter Spielefreund mit Leib und Seele ist. Mit Gleichgesinnten treffen und sich durch die Spielelandschaft spielen – so wie das als lose Freundesgruppe Anfang der 1980er Jahre begann, ist es eigentlich heute auch noch. Nur viel größer. „Das schöne am Spielen ist“, erklärt Christian Wallisch seine Leidenschaft, „dass ich mit Leuten, die ich mag, an einem Tisch sitzen und kommunizieren kann und mit ihnen in einen friedlichen Wettstreit treten.“ Das sehen Woche für Woche zwischen 40 und 80 Menschen ganz ähnlich. Immer montags und freitags treffen sie sich im Pellerhaus, dem designierten „Haus des Spielens“, wo Ali Baba nicht nur einen großen Raum für gemeinschaftliche Unternehmungen belegen kann, sondern vor allem auch fünf Zimmer, um die mit über 50 000 Spielen stolze Sammlung zu beherbergen. Hier gibt es ungefähr kein Spiel nicht. Gut die Hälfte schafft der Verein auf eigene Kosten an, die andere Hälfte erhält er von den Spieleverlagen, denn auch die, so Wallisch, haben erkannt, dass ein Verein ihrer Größe als Multiplikator funktioniert. Schließlich tragen neben der Regionalgruppe Nürnberg, die mit rund 350 Mitgliedern die größte des Vereins ist, noch sechs weitere in Regensburg, Ingolstadt, Stuttgart, Berlin, Köln und im Hunsrück zur Verbreitung neuer Spiele bei. In herkömmliche Spielwarenläden, so Wallisch, verirre er sich selten – höchstens einmal im Ausland, um spezielle Sonderausgaben zu ergattern. „Vor 35 Jahren“, so Wallisch, „sind Spieler belächelt worden. Mittlerweile hat das einen Platz in der Öffentlichkeit gefunden, einen Trend gesetzt, dem mit Interesse und Respekt begegnet wird. Spielen ist schön, sicher. Aber ist das auch wichtig für irgendjemanden? „Ganz klar: für Senioren“, weiß der Club-Präsident. „Nämlich um geistig fit zu bleiben und unter Leute zu kommen.“ Doch für alle Altersgruppen gilt: Spielen ist gut, um das Denken zu schulen und geistige Beweglichkeit herzustellen. Niemand, der zu den für alle Interessierten offenstehenden Spieleabenden kommen möchte, muss nun aber grauen vor hochvergeistigten Intelligenzspielen mit komplizierten Anleitungen: Zwar liegt das Augenmerk des Vereins eher auf ausgefallenen, neuen Spielen, aber Dame, Uno oder Mensch ärgere dich nicht gibt’s hier auch. Weil es hier alles gibt. „Nur keine Computerspiele,“ sagt Wallisch und betont, dass sie „Player sind und keine Gamble“, mit Glückspiel also nichts zu tun haben. Darf man hier auch mal nicht gewinnen? „Richtige Spieler können auch verlieren – es macht ihnen zwar was aus, doch sie zeigen es nicht“, schmunzelt Wallisch und weiß nichts zu erzählen von Wutanfällen und fliegenden Figuren. Dafür aber von der Unendlichkeit der Neuerscheinungen. „Das ist wie in der Musik oder der Literatur: Vieles wiederholt sich, wird aber durch andere Szenarien oder Themen dann doch wieder völlig neu.“ Relativ neu auf dem Markt sind die „Exit Games“, eigentlich Livespiele, bei denen es darum geht, mittels Lösen kniffliger Rätsel aus einem Raum zu entfliehen. Dieses Prinzip wurde mittlerweile „auf die Gesellschaftsspiel ebene transferiert“ und ist schon allein deswegen spannend, weil es sich nicht wie bei den meisten Spielen um ein „kompetitives“ handelt, an dessen Ende ein Gewinner steht, sondern ein „kooperatives“, bei dem es gilt, gemeinsam „gegen das Spiel“ zu gewinnen. 
 Ali Baba Spieleclub e. V., offene Spieleabende immer montags und freitags ab 19 Uhr im Pellerhaus, Egidienplatz 23, Nürnberg, ali-baba-spieleclub.de

Für Kurzentschlossene 
Erlanger Spieletage: Wer auch immer jetzt sofort das dringende Verlangen danach verspürt, in die vielfältige Welt des Spielens einzusteigen, für den ist nicht nur das Wetter grade richtige, sondern auch eine Erlanger Veranstaltung perfekt. Am 29.& 29. Januar finden hier nämlich die 31. Erlanger Spieletage statt und verwandeln das E-Werk in eine einzige Spielewiese. Es gibt eine riesige Auswahl an Karten- und Brettspielen für Groß und Klein vom Klassiker bis zur Messeneuheit, sondern auch Rollenspielrunden, Table Tops, Turniere und einen Live-Escape-Room. Außerdem präsentieren sich verschiedene Spielegruppen und bieten Gespräche und Mitmachmöglichkeiten an. // ÖZ Sa 12-24 & So 10-21 Uhr, Eintritt zwischen 4 und 15,50 Euro (Wochenendticket Familie), spielertage.de 

Für Ausdauernde
Nürnberger Spielefest: All denjenigen, die bei den Erlanger Spieletagen Blut geleckt oder es leider nicht ins E-Werk geschafft haben, hält das Nürnberger Spielearchiv in der Folgewoche einen weiteren Spielemarathon bereit. Beim 31. Spiele-Fest kann an vier Tagen nach Herzenslust aus über 800 Brett- und Kartenspielen wählen und die ausprobieren – im wahrsten Sinne des Worte „bis in die Puppen“, gibt es doch am 3.2. die Möglichkeit, sich von 13 Uhr bis Sonnenaufgang (!) in den bunten Schachteln zu verlieren. Dazu gibt es Workshops sowie im Rahmen einer Tauschbörse eine gute Gelegenheit, alte gegen neue Spiele auszutauschen // ÖZ 2.2., 14-23 Uhr, 3.2. 13-? Uhr, 4.2. 13-22 Uhr, 5.2. 14-18 Uhr (im Anschluss bis 22 Uhr mit dem Spieleclub Ali Baba im Pellerschloss), Eintritt ab 3 Euro, Kinder bis 14 Jahre frei, Ticket berechtigt zum kostenlosen Besuch des Spielzeugmuseums Nürnberg und umgekehrt, nuernberger-spiele-fest.de

Für Kontaktsucher
Social Match: Anschluss in einer neuen Stadt suchen oder den richtigen Partner suchen oder einfach mal einen Abend ganz anders verbringen – all das können die Teilnehmer beim „Social Match“ im wahrsten Sinne „spielend“. Wer sich zum Preis von 25 Euro in einer der drei Altersgruppen zwischen 20 und 60 Jahren anmeldet, bekommt Termin und Ort genannt, wo er sich mit bis zu neun Personen trifft und einen Abend lang spielt. Hierbei gilt es, alleine oder im Team Aufgaben zu bewältigen, Fragen zu beantworten – und damit die Möglichkeit, die fremden Menschen ziemlich gut kennenzulernen // socialmatch.de

Für Senioren
Spielenachmittage: Zusammen ist man weniger allein! Das gilt nicht nur für junge, sondern erst recht oft für ältere Menschen. Deswegen gibt es überall in der Stadt regelmäßig Spielenachmittage für Senioren, um in Kontakt mit anderen zu bleiben und dabei vielleicht auch noch den ein oder anderen kleinen Triumph mit nach Hause zu nehmen. Gemeinden wie beispielsweise St. Peter (immer 14-tägig mittwochs) oder Kulturläden wie Schloss Almoshof (nächste Termine: 26.1., 23.2., 23.3.), die Offene Altenhilfe LK Fürth (immer donnerstags) laden zum gemeinschaftlichen Karten-, Würfel- oder Brettspiel ein, der Eintritt ist meist frei. 

Für Wandlungsfähige   
Rollenspiele: „Spieler, Abenteurer und Phantasten e. V.“ heißt ein Nürnberger Rollenspieler-Verein, und damit ist eigentlich schon alles gesagt. Wer sich danach sehnt, in andere, magische, übersinnliche, aufregende Rollen zu schlüpfen, einen eigenen Charakter aus einer geheimnisvollen, andersartigen Welt zu gestalten und diesen dann auch mit Leben zu befüllen, der ist bei den Rollenspielern ziemlich richtig. Ob LARP (Live Action Role Playing), Pen&Paper, also das abenteuerliche Erzählen von Geschichten, oder fast schon herkömmlich als Tabletop, also Brettspiel – der Fantasie sind kaum Grenzen gesetzt. An jedem zweiten Dienstag im Monat trifft sich der „Nürnberger Rollenspieler Stammtisch“ im Z-Bau, Frankenstraße, ein (kostenfreies) Treffen für Altgediente und Neu-gierige // spieler-abenteurer-phantasten.de Für Nervenkitzler Exit Games: Teamgeist, Erfindungsreichtum und jede Menge Abenteuerlust sind bei den hoch angesagten sogenannten „Exit Games“ gefragt. Gruppen verschiedenster Größen werden in Räumen eingesperrt, aus denen es in einer bestimmten Zeitspanne zu entkommen gilt. Der thematischen Gestaltung sind hierbei kaum Grenzen gesetzt: Es gibt Geister und Verbrechen, Schattenwelten und Hollywood-Dramen, Magie und Horror. Die Kosten richten sich nach der Zahl der teilnehmenden Rätsler und bewegen sich zwischen 50 und 150 Euro für ein bis zwei Stunden. Im Großraum gibt es weit über 20 Angebote, die sich am leichtesten durch eine Googlesuche „Exit Games (+ Stadt)“ finden lassen.