Katharina Wasmeier

Freie Journalistin, Autorin, Lektorin, Nürnberg

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Glosse

Die Partykolumne - Urlaubsgepäck

„Es würde halt schon alles ein bisschen besser gehen“, hatte der Erbmassenverwalter pontifiziert, „wenn man sich auf ein mittelgroßes Gepäckstück beschränken würde anstatt die ganze Karre bis obenhin mit Klamotten vollzuladen, gell?“, was ihm verständnislose Blicke aus einer Vielzahl von Augenpaaren eintrug. „Ich“, protestierte es aus einem, „kann doch nichts dafür, wenn meine Unterhosen alle fünfmal so groß sind wie die von meiner Freundin!“ Selbige lachte sich ins Fäustchen, wohlwissend, dass trotz der übersichtlichen Konfektionsgröße hernach locker zwei bis drei besagter mittelgroßer Reisetaschen in den Süden gereist sein werden. Dafür habe ich selbstverständlich ein volles Verständnis, das den Anhängern von „Zwei Hemden und Febreeze“ im Speziellen so wie solchen männlichen Geschlechts im Allgemeinen zur Gänze fehlt. Wie oft hab ich schon versucht, das zu erklären? Also schaut’s her, es ist nicht so, dass wir nicht im tiefsten Inneren unseres Herzens wüssten, dass auch wir Damen im Zuge einer Urlauberei lediglich ein überschaubares Equipment an Bekleidung benötigen würden. Eins zum Ausflugen („Ja, da zieh ich jetzt das selbe an wie vorgestern, weil schwitz ich eh nur wieder voll“), eins zum Stranden („Wechselbikini mitnehmen? Oh nö, den Platz im Tascherl brauch ich für … Sachen“), eins zum Abhängen („Ey, ich bin fei hier im Urlaub und net auf der Modenschau, und dann erkennt der Nachbar mich wenigstens schnell, wenn ich täglich im gleichen Fetzen herumliege“) und eins zum Schickessengehen („Wo isn dein Febreeze?“). Soweit die Praxis. In der prävakationalen Theorie ist es aber so, dass eine große Furcht ausbricht bei dem Gedanken, es könnte ja vielleicht möglich sein, dass es mich an Tag XY nach exakt genau diesem einen Gewand verlangt. Da steckt man nicht drin. Und selbst wenn man den Super-GAU jetzt ausschließt, es befände sich genau dieses Gewand nicht im Urlaubsgepäck, wovon eine maximale Krise ausgelöst wird, weil man einfach weiß, dass man in nur exakt diesem einen Gewand zu diesem Anlass existieren kann und sonst nicht, weil man in allem anderen fett und hässlich und absolut unzumutbar aussieht, weswegen man dann weinend in einem Unterschlupf liegen muss, während andere sich verlustieren. Wenn man das also mal ausschließt, weil man sämtliche 17 Gewänder mitgenommen hat, dann besteht ja immer noch die Gefahr, dass das OUTFIT nicht stimmen könnte. Wozu sorgsam in Farbe und Stil aufeinander abgestimmte Schuhe, Stolen, Schmucke, Schals und Haargummis gehören. Wenn man also die 17 Gewänder mit den jeweils möglichen Restzutaten nach welcher mathematischen Regel auch immer kombiniert, so erschließt sich doch auch dem Mann, dass es schlichtweg nicht möglich ist, einen friedlichen Urlaub verbringen zu können, ohne ausreichend Klamotte dabei haben zu dürfen. Au geht’s: „Coyote Ugly“ (Cult, Dooser Straße), „Nürnberg Grooves“ (Z-Bau, Frankenstraße), „Summer for Devoted People“ (Mississippi Queen, Hafen), „Querbeat“ (KK, Königstraße), „Indiefreitag“ (Stereo, Klaragasse), „Pink Indabahn“ (Bahnhofsplatz), „Rakete Resident Night“ (Vogelweiherstraße) und am Samstag „Summer Session“ (Hirsch & Rakete, Vogelweiherstraße), „Rosa Sommersause“ (Z-Bau), „Shinzen“ (KK), „80s/90s“ (T90, Flughafen), „Summer of Love“ (Mississippi Queen), „Hard Opening“ (Badewanne, Adlerstraße), „Sanft & Sorgfältig“ (Stereo). In diesem Sinne: Schönen Sommer!