Katharina Wasmeier

Freie Journalistin, Autorin, Lektorin, Nürnberg

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Viperblack - das erste "schwärzer als Schwarz"

„I’ll stop wearing black when they invent a darker coulor“ – dieses Zitat wurde lange Zeit von Fashionistas, Goths, Hiphoppern oder Modebewussten jedweder anderen Facon bemüht, um die Liebe zur unsterblichen Trendfarbe Schwarz zum Ausdruck zu bringen. Aber „schwärzer als schwarz, geht das überhaupt?“, fragten sich zwei Nürnberger Modemenschen und machten sich auf Spurensuche. Ergebnis: Es geht! Die Lösung: eine Schlange.


Phoebe Heess, Designerin eines allseits bekannten mittelfränkischen Sportartikelherstellers, und Gabriel Maria Platt, Unternehmensberater für Innovationsmanagement, kennen sich mit Mode aus. Vor allem mit sogenannter High Tech Mode. Seit gut einem Jahr designet Phoebe Heess eigene Kollektionen, die bereits auf der Berlin Alternative Fashion Week präsentiert wurden. Was für Ottonormaljeansträger wie abgespactes Futuredesign daherkommt, hat alles einen Sinn: „Wir machen performante Klamotten unter abgefahrenen Designs“, so Platt, und erklärt, was das bedeutet. Aus innovativen Materialien werden stichfeste Pullover, Jacken, die bei Bedarf (beispielsweise im Falle eines Angriffs) unter Strom gesetzt werden können, oder Mützen, die bei unerwünschtem Fotografiertwerdens kurzerhand zurückblitzen und so das Bild unkenntlich machen. Das alles gibt es bereits, das alles ist schwarz. Das Künstlerpaar jedoch nähert sich im kreativen Prozess auf unterschiedliche Arten einer Sache an, und eine davon heißt Übertreibung. Also muss es doch irgendwie gehen, dieses noch schwärzere Schwarz. Man forscht und recherchiert und findet alsgleich eine Lösung – vorläufig. „Das schwarzeste Material der Welt enthält ein von der Nasa entwickeltes Verfahren, das auf Nano-Carbon-Röhren basiert“, erklärt Gabriel Maria Platt. Mit diesen sogenannten „Photonenfallen“ werden beispielsweise empfindliche Teleskope beschichtet. „Das Licht wird von den Röhren gefangen und kommt da nicht mehr raus.“ Doch was gut ist für die Forschung, muss noch lang nicht gut sein für den Menschenkörper,  ist nämlich krebserregend. Also weitersuchen. Und unerwartet fündig werden. In der Tierwelt nämlich. Die Gabunviper, eine in Afrika beheimatete Schlange mit ungemütlichem Nasenstachel, darf sich eines speziellen Hautkleides rühmen, dessen Zusammensetzung aus, unter anderem, schwarzen Dreiecken bewirkt, dass sich ihre Form für Fressfeinde quasi auflöst. Die Schlange, so Platt, sei bereits bestens erforscht und „macht quasi das gleiche wie die Röhren: Licht schlucken.“ In einem biomimetischen, also die Natur nachahmenden Verfahren, konnten Heess' Technologiepartner das Schlangenkleid nun sozusagen auf Baumwolle nachbilden. „Das Ergebnis ist ein um 40 Prozent schwärzeres Schwarz als alles bisher existierende“, sagt Gabriel Maria Platt. Nun gilt es, das Wunderwerk in Produktion zu bringen. Weil das eine kostspielige Angelegenheit ist insofern, als die Maschinen des Schweizer Textilherstellers extra umgestellt werden müssen, ist eine Mindestbestellmenge an Stoff erforderlich. Wenn im Gegenwert von 10 000 Euro angefordert wird, kann losgelegt werden. Ein Crowdfunding soll’s richten. Jedoch: „Wer 69 Euro ‚spendet‘, kauft damit automatisch eins der ersten 130 T-Shirts“, verspricht Gabriel Maria Platt. Nun denn: Willkommen auf der dunklen Seite der Macht!

www.phoebeheess.com


http://www.nordbayern.de/region/nuernberg/viperblack-liefert-das-schwarzeste-t-shirt-der-welt-1.4804...