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Wenn Krieg die stille Zeit für immer zerbombt

Konflikt zwischen Aserbaidschen und ethnischen Armeniern Drei Familien mit sechs Kindern haben nach der Flucht aus Berg-Karabach im armenischen Ushi ihre neue Bleibe gefunden. Nachbarland Aserbaidschan hat die Region, die völkerrechtlich zu ihnen gehört, monatelang ausgehungert. Am 20. September startete der Krieg. Die dort lebende armenische Bevölkerung konnte nur noch fliehen. Binnen drei Stunden packten 100.00 Menschen ihre Habseligkeiten ein.

Berg-Karabach-Konflikt
Aserbaidschan hatte am 19. September eine großangelegte Militäroffensive in der Kaukasusregion gestartet. Bereits einen Tag später mussten sich die pro-armenischen Kämpfer in der Region geschlagen geben. Am 28. September hatte Schahramanjan unter dem militärischen Druck Aserbaidschans die Auflösung BergKkarabachs mit 1. Jänner 2024 verkündet. Berg-Karabach gehört völkerrechtlich zu Aserbaidschan, bis zum September lebten dort aber überwiegend ethnische Armenier. Berg-Karabach hatte sich 1991 nach einem Referendum für unabhängig erklärt. Dieses wurde international nicht anerkannt und von der aserbaidschanischen Minderheit boykottiert.

Die Familien haben alles stehen und liegen lassen müssen, um zu fliehen und sie realisieren gerade, dass sie vermutlich nie wieder nach Hause zurück kehren werden. Man spürt und sieht ganz deutlich im Gespräch, wie sehr sie das alles belastet, nicht nur physisch, sondern ganz stark auch seelisch. Viele brauchen dringend Hilfe und Unterstützung.

Martina Schloffer, Internationale Hilfe, Österreichisches Rotes Kreuz

Heiliger Abend in der Fremde Und wie schaut für die christliche Familie Weihnachten fernab der Heimat aus? „Die besinnliche Zeit hat mit der Übernahme Aserbaidschans geendet. Wir stellen heuer keinen Baum auf", ist sich Familie Baghryan einig.

Armenische Bevölkerung zeigt sich großzügig gegenüber den Vertriebenen Die Mutter kann noch ein paar Monate gratis in ihrem neuen Zuhause bleiben, aber wie es danach weitergeht, weiß sie nicht. „Ich habe so viele Sorgen, dass ich keine Kraft habe zum Nachdenken." Dennoch gibt sie nicht auf. Was gibt in so einer ausweglosen Situation noch Hoffnung? Sie kann nicht antworten, sondern blickt mit Tränen in den Augen zu ihrem Sohn.

Diese Reise wurde zum Teil vom Österreichischen Roten Kreuz mitfinanziert.
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