1 Abo und 1 Abonnent
Artikel

Trump, R. Kelly, Epstein: Die 17 wichtigsten Meilensteine der #MeToo-Bewegung

Ein Hashtag, der die Welt bewegt: #MeToo brachte zum Ausbruch, was seit Ewigkeiten unter der gesellschaftlichen Oberfläche brodelte: sexuelle Übergriffe, gewaltvoller Machtmissbrauch und Vergewaltigungen. Und das in einer Masse, die selbst Betroffene schockierte.

Mit #MeToo änderten sich die gesellschaftlichen Spielregeln. Männer in Machtpositionen, die diese jahrelang auf die schlimmste Weise ausnutzen, mussten plötzlich zittern. Frauen, aber auch Männer, die sich für das schämten, was ihnen angetan worden war, schlossen sich zusammen. Gemeinsam sind sie seitdem eine Stimme, die wieder und wieder nach Gerechtigkeit schreit, wo vorher nur Stille war. Sie beweisen: Was vorher als Einzelfall abgetan wurde, hat in Wirklichkeit System.

Um die #MeToo-Bewegung ist es nun stiller geworden. Laut wird sie noch dann, wenn mal wieder neue Details über bekannte Persönlichkeiten bekannt werden, die ihre Stellung ausnutzten. Wie #MeToo sich entwickelte und zu einer Bewegung mit solch einer Wucht werden konnte, haben wir für euch aufgeschrieben. Hie ist sie: Die Zeitleiste mit den größten #MeToo- Meilensteinen.


2006

Alles beginnt in den USA. Die Aktivistin Tarana Burke gründet die gemeinnützige Organisation "Just Be Inc." für Überlebende sexuellen Missbrauchs. Der Name: "Me Too". Zum ersten Mal schießt ihr dieser Halbsatz 1997 durch den Kopf, als sie hört, wie eine 13-jährige Überlebende sexuellen Missbrauchs während eines Jugendcamps ihre Geschichte erzählt. "Ich hatte in diesem Moment keine Antwort oder keine Möglichkeit, ihr zu helfen, und ich konnte nicht einmal 'ich auch' (me too) sagen", erzählt sie später der "New York Times".


6. Juli 2016

Die Fersehmoderatorin Gretchen Carlson reicht eine Klage wegen sexueller Belästigung gegen Roger Ailes ein: dem Chef von "Fox News". Zwar bestreitet er die Vorwürfe - doch am 21. Juli tritt er von seiner Position zurück. Im Mai 2017 stirbt Ailes, der Fall bleibt ungeklärt. Über den Skandal wurde der hochkarätig besetzte Film "Bombshell" gedreht. 


6. Oktober 2015

Fast genau zwei Jahre, bevor sie im "Times"-Exposé zitiert wird, beschreibt Schauspielerin Ashley Judd bereits ausführlich in der "Variety", wie sie von einem damals noch nicht genannter Medienchef in einem Hotelzimmer sexuell belästigt wurde. Heute Sie wissen wir: Sie meinte Harvey Weinstein. Doch dazu später mehr.


21. Januar 2017

Ein Tag, der in die Geschichte eingehen wird, als Frauenmarsch auf Washington DC. Millionen von Teilnehmerinnen und Teilnehmer demonstrieren für die Gleichstellung der Geschlechter und Einhaltung der Bürgerrechte. Ihr Anlass: Donald Trumps erster voller Amtstag als Präsident der USA. Er steht für all das, was ihrer Meinung nach geändert werden muss. Es wird angenommen, dass der Frauenmarsch die größte eintägige Demonstration in der Geschichte der USA ist. Doch nicht nur in Washington wird demonstriert. In vielen anderen Städten auf der ganzen Welt versammeln sich Menschen, um gegen den Status quo in Sachen Gleichstellung zu protestieren.


19. Februar 2017

Die Uber-Mitarbeiterin Susan Fowler veröffentlicht einen Aufsatz mit 3.000 Wörtern über ihr "sehr, sehr seltsames" Jahr bei Uber. Darin beschreibt eine toxische Arbeitskultur, die vor sexueller Belästigung nur so trieft. Der Aufsatz schlägt große Wellen: Uber-Mitbegründer und -CEO Travis Kalanick tritt zurück, 20 weitere Mitarbeiter, die angeblich zur beschriebenen Unternehmenskultur beigetragen haben, müssen gehen. Die #MeToo-Bewegung hat noch gar nicht begonnen - und trotzdem werden im Silicon Valley erste CEOs aufgrund ähnlicher Anschuldigungen gestürzt.


5. Oktober 2017

Zusammen mit anderen Schauspielerinnen und ehemaligen Mitarbeitern der Weinstein Company wirft Schauspielerin Ashley Judd Weinstein in der "New York Times" sexuelle Belästigung vor. Später veröffentlicht Weinstein eine öffentliche Entschuldigung - die erste von vielen öffentlichen Entschuldigungen in dem Jahr. Weinstein schiebt sein Verhalten auf sein Aufwachsen in den 60er und 70er Jahren, als es noch andere Regeln am Arbeitsplatz gegeben habe - und besteht darauf, dass die "Begegnungen" einvernehmlich waren. In den folgenden Tagen erheben mehr als 100 Frauen Vorwürfe gegen Weinstein.


8. Oktober 2017

Weinstein wird von seiner eigenen Produktionsfirma, der Weinstein Company, gefeuert.


15. Oktober 2017

Die Geburt des Hashtags #MeToo auf Twitter. Schauspielerin Alyssa Milano ruft Menschen dazu auf, ihre Geschichten über sexuelle Belästigung und sexuellen Missbrauch zu teilen - so soll gezeigt werden, wie allgegenwärtig das Problem ist. Plötzlich teilen Frauen auf der ganzen Welt unter #MeToo ihre Geschichte. Der Hashtag wird auch in andere Sprachen übersetzt, wie im arabischen Sprachraum, wo #Ana_kaman millionenfach verwendet wird.


18. Oktober 2017

Die Turnerin McKayla Maroney twittert über einen sexuellen Übergriff auf sie durch den US-amerikanischen Arzt Larry Nassar. Nassar arbeitete jahrzehntelang als Arzt des US-amerikanischen Turnverbands USA Gymnastics, viermal gehörte er zum Olympiateam der USA. Mehr als 150 weitere Frauen melden sich nach Maroneys Tweet mit ihren eigenen Geschichten, die alle sexuelle Übergriffe durch Nassar enthalten. Im Januar 2018 wird der Arzt wegen sexuellen Missbrauchs zu 40 bis 175 Jahren Haft verurteilt. Das Verfahren findet unter großem Interesse von Medien und Öffentlichkeit statt.


1. Januar 2018

"Time's Up", eine Initiative von 300 Frauen aus Film, Fernsehen und Theater, wird mit einem offenen Brief in der "New York Times" und in der spanischsprachigen Zeitung "La Opinion" angekündigt. Der Rechtsverteidigungsfonds der Initiative hat zum Ziel, finanziell benachteiligte Betroffene von sexuellen Übergriffen zu unterstützen.


3. Januar 2018

Im "ZEITmagazin" erheben mehrere Frauen schwere Vorwürfe wegen sexueller Belästigung gegen Fernsehregisseur Dieter Wedel. Es ist das erste Mal im Zuge der #MeToo-Bewegung, dass Frauen in Deutschland öffentlich und unter ihrem Namen gemeinsam einen Beschuldigten in einer so hohen Position nennen.


7. Januar 2018

Die Golden Globes werden zur Bühne für #MeToo und "Time's Up". Schauspieler und Schauspielerinnen nehmen an einem "Blackout" auf dem roten Teppich teil, indem sie schwarze Kleidung und "Time's Up"-Anstecknadeln tragen. Die Bilder des Abends verbreiten sich auf der ganzen Welt.


30. April 2018

Das Konzert des Sängers R. Kelly in Chicago und daraufhin auch einige weitere Konzerte werden abgesagt. Kelly, dessen sexuelles Missverhalten bereits im Juli 2017 in einem "BuzzFeed"-Artikel enthüllte wurde, konnte bis dahin ungehindert weiter Karriere machen. Doch plötzlich fordern Frauen, die ihm sexuelle Übergriffe vorwerfen und ihre Unterstützerinnen: #MuteRKelly - bringt R.Kelly zum Schweigen. "Wir fordern eine vollständige Stummschaltung. Wir wollen ihn nicht im Radio hören", sagt Bewegungsgründerin Oronike Odeleye gegenüber dem Sender "NPR".

"Wir wollen ihn nicht auf Streaming-Diensten. Wir wollen nicht, dass er bei Konzerten gebucht wird. Wir wollen, dass die kollektive Gesellschaft ihn aus unserem Bewusstsein löscht. Damit er nicht länger vor den Folgen seines Verbrechens geschützt ist." Am 10. Mai entfernt Spotify Kelly aus seiner Wiedergabeliste und den Empfehlungen zu Algorithmen als Teil seiner Richtlinie zu Hass und hasserfülltem Verhalten - ändert die Richtlinie aber im Juni wieder.


5. Mai 2018

Im "Spiegel"-Artikel "Das Bärchen" beschuldigen sechs Frauen, darunter Autorin Charlotte Roche, den WDR-Programmbereichsleiter Gebhard Henke der sexuellen Belästigung. Später gab der Sender an, mehr als zehn Frauen hätten Vorwürfe gegen Henke erhoben. Die Vorwürfe sollen im Zeitraum von 1990 bis "mindestens 2015" geschehen sein. Mehrfach wird Henke Begrapschen im Intimbereich vorgeworfen, jedoch auch abwertende, sexistische Sprüche. Henke habe zudem seine Machtposition ausgenützt und Frauen diesbezüglich unter Druck gesetzt.

Am 14. Juni 2018 gab der WDR bekannt, man habe Henke mit sofortiger Wirkung gekündigt. Henke bestreitet bis heute die Vorwürfe. Gegen die Kündigung reichte Henke Klage beim Arbeitsgericht Köln ein - woraufhin sie zurückgenommen wurde. Am 16. Juli 2018 gab der WDR bekannt, dass man sich mit Henke geeinigt habe. Wegen des verloren gegangenen Vertrauensverhältnisses beendeten Henke und der Sender die Zusammenarbeit jedoch.


16. September 2018

Christine Blasey Ford beschuldigt den damaligen Richter-Anwärter für den Obersten Gerichtshof der Vereinigten Staaten, Brett Kavanaugh, der versuchten Vergewaltigung. Der Vorfall soll passiert sein, als sie noch High School-Schülerin war. Angeblich hielt Kavanaugh Ford auf einem Bett festgehalten haben und ihre Schreie mit seiner Hand unterdrückt haben. Es soll sich auf sie gelegt haben, sie sei jedoch entkommen. Ford ist die erste von mindestens drei Frauen, die Anschuldigungen wegen sexuellen Fehlverhaltens gegen Kavanaugh vorbringen. Der Fall erlangte auch deshalb so große Aufmerksamkeit, weil US-Präsident Donald Trump Kavanaugh für den hohen Posten vorschlug und jegliche Vorwürfe abwies. Kavanaugh ist nun trotz großer Prozesse Richter am Supreme Court.


25. September 2018

Der beliebte Komiker Bill Cosby wird wegen sexueller Nötigung zu drei bis zehn Jahren Gefängnis verurteilt. Cosbys Verurteilung ist die erste eines Prominenten im Zuge der #MeToo-Bewegung.


7. Juli 2019

Der Milliarden-Hedgefonds-Manager Jeffrey Epstein wird verhaftet und wegen Sexhandels in New York und Florida angeklagt. Er wird beschuldigt, Dutzende minderjähriger Mädchen sexuell ausgebeutet zu haben, indem er sie für "Massagen" bezahlte und sie dann in seinen Häusern belästigte oder sexuell missbrauchte. Der Prozess um Epstein bekam deshalb so viel Aufmerksamkeit, weil er mit vielen einflussreichen Persönlichkeiten in Verbindung gebracht wurde - darunter sogar Donald Trump. Am 10. August 2019 wurde Epstein in seiner Zelle nicht ansprechbar aufgefunden, im Krankenhaus wurde sein Tod festgestellt. Noch immer ist das Ausmaß seiner Straftaten nicht komplett enthüllt.


Die aufgezählten Ereignisse waren selbstverständlich nicht alle, die #MeToo hervorbrachte. Herausgehoben sind hier lediglich einige Fälle , über die in Deutschland aber auch weltweit so groß berichtet wurde, dass sie große Debatten auslösten. Nicht in allen Fällen zogen die Beschuldigungen auch rechtliche Konsequenzen nach sich. Aber: #MeToo ist noch nicht am Ende angelangt - das letzte Wort ist noch nicht gesprochen.


Quelle: Noizz.de

Zum Original