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Donald Trump und seine Corona-Erkrankung: Auf diesen Terminen war der US-Präsident zuletzt - DER SPIEGEL - Politik

Donald Trump hat eine Woche voller Termine hinter sich - und weiß nun, dass er sich in dieser Woche mit dem Coronavirus infiziert hat. Noch ist nicht bekannt, wie viele seiner Mitarbeiter und seiner Familienmitglieder sich bei ihm angesteckt haben, First Lady Melania ausgenommen. Es könnten nicht wenige sein. Ein Rückblick in den Kalender des US-Präsidenten.


Montag, 28. September

In Washington empfängt Donald Trump am Vormittag Vertreter der Lordstown Motors-Manufaktur aus Ohio. Trump begutachtet in der Mittagssonne einen weißen Elektro-Pick-up-Truck des Unternehmens und erzählt von seinem Erfolg in der Region, dass er die Wirtschaft wieder angekurbelt habe, nachdem dort ein Werk von General Motors geschlossen worden war. Das Mahoning Valley, wo die Fabrik steht, ist bei den diesjährigen Präsidentschaftswahlen ein umkämpfter Ort zwischen Demokraten und Republikanern. Bei dem Treffen sind unter anderem zwei republikanische Senatoren dabei: Rob Portman und Mike Turner. Hände schütteln sie vor den Kameras nicht.

Kurze Zeit später bestreitet Trump eine Veranstaltung im hauseigenen Rosengarten, um vor Pressevertretern über seine neue Corona-Strategie zu informieren. Unter anderem kündigt der Präsident an, dass in den kommenden Wochen 150 Millionen Corona-Schnelltests zur Verfügung stehen sollen, ein Drittel davon für besonders gefährdete Bevölkerungsgruppen.

Mit dabei sind unter anderem Vizepräsident Mike Pence, Gesundheitsminister Alex Azar und Bildungsministerin Betsy DeVos. Im Gegensatz zu früheren Veranstaltungen im Rosengarten teilt Trump sein Rednerpult diesmal nicht mit anderen. Die haben, mit einigen Metern Abstand zum Präsidenten, ein eigenes Pult bekommen. Die Pressevertreter sitzen dicht an dicht auf den Stühlen davor; die meisten tragen eine Maske.


Dienstag, 29. September

Am Nachmittag steigen Trump und First Lady Melania in die Air Force One, mit der der US-Präsident, seine Familie, sein Team sowie Pressevertreter nach Cleveland, Ohio, fliegen. Dort findet abends die erste Fernsehdebatte vor der Wahl im November statt, bei der er auf Joe Biden treffen wird, seinen demokratischen Herausforderer. Die Vorbereitungssitzungen hielt Trump mit seinen Beratern in den engen Räumen des Westflügels im Weißen Haus ab, in denen die Mitarbeiter laut "New York Times" keine Masken trugen. Der Grund: Sie glaubten sich aufgrund der regelmäßigen Testung in Sicherheit.

Auch beide Kandidaten werden vor der Debatte negativ getestet und dürfen während der Livesendung 90 Minuten lang ohne Maske miteinander diskutieren, genauso wie Moderator Chris Wallace. Während Biden dem Präsidenten Versagen in der Coronakrise vorwirft, sagt Trump über seinen Gegner: "Ich trage keine Maske wie er. Jedes Mal, wenn Sie ihn sehen, hat er eine Maske auf. Er taucht mit der größten Maske auf, die ich je gesehen habe."

Wegen der Pandemie war das Fernsehduell in andere Räumlichkeiten verlegt worden. In dem Saal mit 1500 Plätzen sind an diesem Abend nur rund 90 Menschen, ein Viertel davon jeweils aus den beiden Wahlkampfteams der Kandidaten. Alle Anwesenden müssen einen negativen Coronatest vorweisen und eine Maske tragen. Trumps engste Mitarbeiter und seine erwachsenen Kinder tragen keine Mund-Nasen-Bedeckungen und verstoßen damit gegen die Hygieneregeln.

Um kurz vor 23 Uhr Ortszeit hebt die Air Force One zum Rückflug ab nach Washington, D.C. Mit an Bord ist Trumps enge Beraterin Hope Hicks, die zwei Tage später positiv auf das Virus getestet werden wird.


Mittwoch, 30. September

Am Nachmittag fliegen Donald und Melania Trump mit ihrem Team wieder quer durchs Land: In Minneapolis nimmt der Präsident um 18:30 Uhr Ortszeit am Empfang eines privaten Fundraising-Komitees teil. Trumps Berater erhoffen sich Spenden in Höhe von sieben Millionen Dollar, heißt es. Nach der Veranstaltung trifft Trump am örtlichen Flughafen mehrere Politiker.

Noch am selben Abend fliegen er und sein Team ins rund 250 Kilometer entfernte Duluth, Minnesota, für einen Wahlkampfauftritt. Die Veranstaltung findet auf dem Flughafen statt. Als der US-Präsident aus der Air Force One steigt, stehen viele der 3000 Zuschauer von ihren Stühlen auf und drängeln sich eng aneinander, um ein Foto von Trump machen zu können. Ein Großteil der Mitarbeiter bleibt im Flugzeug.

Hinter seinem Rednerpult neben der Landebahn des Duluth International Airport sitzen die Menschen eng beieinander, nicht alle Zuschauer tragen eine Maske. Trump spricht 45 Minuten, tanzt am Ende kurz zum Song "YMCA" und steigt unter dem Jubel seiner Anhänger wieder in die Präsidentenmaschine.


Donnerstag, 1. Oktober

Hope Hicks wird positiv auf das Coronavirus getestet. Laut CNN-Journalistin Kaitlan Collins wusste der US-Präsident von dem Testergebnis und brach dennoch zu seinem nächsten Termin auf.

Um 13 Uhr verlässt Trump das Weiße Haus, um auf einer neuen Fundraising-Veranstaltung weitere Spenden zu sammeln. Wieder fliegt der US-Präsident mit der Air Force One, diesmal nach Morristown, New Jersey. Im dortigen Trump National Golf Club trifft er sich an einem runden Tisch mit Unterstützern und hält eine Rede. Kurz danach sitzen er und sein Team wieder im Flieger. Erst am späten Nachmittag twittert Trump von der Corona-Infektion seiner Beraterin.

Am Abend ist Trump live im Fernsehen zu sehen; im Gespräch mit dem TV-Sender Fox News erzählt er von Hope Hicks - und dass Melanie und er selbst auf ihre Testergebnisse warten.


Freitag, 2. Oktober

In der Nacht twittert der Präsident, noch bevor es ein offizielles Statement des Weißen Hauses gibt, dass er und die First Lady positiv auf das Coronavirus getestet worden seien.

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