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Weibliche Comics: Zwischen Wonderwoman, Underground & Graphic Novel

Natürlich kenne sie die Arbeiten von Alison Bechdel, erklärt auch Ulli Lust. Die 1967 in Wien geborene Wahl-Berlinerin ist eine der bekanntesten deutschsprachigen Comickünstlerinnen, die mit dem knapp 470 Seiten starken Comicbuch „Heute ist der letzte Tag vom Rest deines Lebens" 2009 ebenfalls einen Überraschungserfolg landete. Gerade Graphic Novels bzw. jene Arbeiten, die man hierunter gemeinhin einordnet, seien stärker weiblich geprägt als die Klassiker - und die männlich dominierte Branche scheint die Entwicklung nicht zu stören: „Ich bin froh, dass endlich Frauenthemen verhandelt werden, ich habe mich deshalb noch nie bagatellisiert gefühlt. Die männlichen Kollegen haben sich über den Zuwachs gefreut."


Unschuld und Drama, Euphorie und Enttäuschung

Bechdels Art, Geschichten zu erzählen, seien ihr sehr nahe. Als Einflüsse nennt Ulli Lust aber andere Zeichner: Jene des Simplicissimus, zum Beispiel, oder die frühen Comics von „Prince Vaillant", der im Deutschen als Prinz Eisenherz übersetzt wurde und der in ihrer Kindheit den Weg in die Tageszeitung des Vaters gefunden hatte. Der Prinz mit der markanten Frisur, Donald Duck und die Abenteuer um die Collie-Hündin Bessy stellten Lusts erste Begegnung mit Comics dar, deren Fortsetzung sie sehnsüchtig erwartete; kaufen durfte sie die bunten Heftchen damals nicht. Besonders begeisterten Ulli Lust einige ganz bestimmte Szenen: Wenn der Cowboy einmal genug hatte vom Kämpfen, dann setzte er sich hin, um Landschaften und Tiere zu zeichnen - allerdings lediglich als dramaturgischer Kniff: „Leider wurden seine künstlerischen Ambitionen nur als Entspannungsübungen dargestellt und waren nie Bestandteil der Handlung."

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