Auf den letzten Kilometern vor dem polnisch-ukrainischen Grenzübergang säumen Lastwagen und Transporter die Straße. Die Metallkolonne steht mal sieben, mal zehn Stunden an der Grenze, manchmal die ganze Nacht. Mit dem Auto fährt man daran vorbei, und wenn in Sichtweite die Grenzlichter zur Ukraine leuchten, biegt man links ab, es folgt eine Unterführung - und dann steht Medyka auf dem Ortsschild. Zwei kleine Lebensmittelgeschäfte, Einfamilienhäuser, viele Bäume, eine Polizeistation.
Versteckt hinter hohen Nadelbäumen liegt das Grundstück mit der Adresse Medyka 242. Hier stehen Autos; oft bis zu einem Dutzend, aus Großbritannien, Litauen, den Niederlanden, an den Fenstern hängt die gelb-blaue Flagge der Ukraine. Im Garten ein Zelt, im Sommer meist noch mehr, eine Grillstelle, Bäume. Kartons mit Kleidung und Essen füllen die beiden Garagen. Das Tor ist offen, die Tür ebenfalls. Es ist immer jemand zu Hause. Im Eingangsbereich stehen Dutzende Schuhe auf dem Boden und in Regalen. Über einen dunklen Flur mit Türen, auf denen auf Kyrillisch Nummern und Bezeichnungen geschrieben sind, kommt man in die Küche.
Medyka 242 ist der Sitz der privaten Hilfsorganisation Russians For Ukraine (RFU). Dort arbeiten Menschen, die ihren Schmerz und die Trauer über den russischen Angriffskrieg verarbeiten, indem sie Ukrainer*innen unterstützen.
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