Viele Menschen sammeln etwa Steine oder Briefmarken: Erika Hoffmann hat in ihrer Wohnung Gemälde und Skulpturen zusammengetragen. Wir haben uns bei ihr umgeschaut.
Bei Erika Hoffmann zu Hause ist überall Kunst zu bestaunen: Neben Gemälden und Fotos gibt es Videos, Skulpturen und andere Kunstobjekte. Die hat Frau Hoffmann zusammen mit ihrem Mann Rolf Hoffmann gesammelt. Nach seinem Tod hat sie das Sammeln fortgeführt, insgesamt rund 50 Jahre lang.
Schilder mit den Namen der Künstler hängen nicht neben den Werken. „Das ist ja meine Wohnung und kein Museum", sagt sie. Für die Hoffmanns war es auch nicht so wichtig, ob ein Künstler bekannt ist. Das Kunstwerk sollte sie zu Gedanken und Gefühlen anregen. „Wir mussten davon überzeugt sein, dass uns das Kunstwerk lange beschäftigen und nicht langweilig werden würde."
Viele Jahre lang reisten die Hoffmanns durch die Welt, um Kunstwerke für ihre Sammlung zu entdecken. So haben sie zum Beispiel den Künstler Frank Stella in New York besucht. In seinem Studio ist ihnen das große Objekt aufgefallen, das heute in einem großen Saal in Erika Hoffmanns Wohnung in Berlin hängt. Die Hoffmanns mochten die Farben und die Art, wie der Künstler das Metall Aluminium bearbeitet hat. Auch fanden sie sofort das Abenteuer von Moby Dick wieder, das den Künstler zu dem Werk angeregt hatte.
Mit einigen Künstlern haben sich die Hoffmanns auch angefreundet, etwa mit Ernesto Neto. Der installierte sogar eines seiner Kunstwerke persönlich im Hause Hoffmann: eine bootsförmige Skulptur aus hauchdünnem Stoff. „Ernesto hat mir gesagt: Wenn es dir schlecht geht, leg dich rein, dann geht es dir besser", erzählt Erika Hoffmann. Schön, wie das Licht durch das Netz dringt, zudem riecht es wunderbar nach Pfeffer und Nelken. Beide Gewürze hat der Künstler in den Stoff genäht.
Aber vergisst man die Kunstwerke nicht, wenn sie immer um einen sind? „Schon", sagt Erika Hoffmann. „Aber es gibt immer wieder Momente, in denen ich sie mir ansehe." Um jedes Stück rankt eine eigene Geschichte; es erinnert Frau Hoffmann an Momente und Gespräche mit ihrem Mann und vielen anderen Menschen.
Denn einmal die Woche lässt Frau Hoffmann fremde Leute in ihre Räume. Die Begegnungen erlauben es ihr, die Kunstwerke mit neuen Augen zu sehen. Jeder Besucher erlebt sie anders. Alle paar Monate wird die Wohnung mit neuen Werke eingerichtet. Wobei es sich nun um die letzte Einrichtung handelt. Denn Frau Hoffmann hat ihre Kunstwerke verschenkt, an Kunstmuseen in Dresden.
Aber ist es nicht schwer, seinen Sammlerschatz wegzugeben? „Ganz im Gegenteil. Es erleichtert mich", sagt Frau Hoffmann. Um Kunstwerke müsse man sich wie eine Hausfrau kümmern, indem man sie sicher bewahre und gut pflege. „Und diese Verantwortung bin ich jetzt los."