Ich sage jetzt einfach mal, wie es ist: Meine Freundin möchte noch ein Kind. Liegt mir in den Ohren. Hat schon diese Fruchtbarkeits-App installiert. Und ich? Reagiere ausweichend. Und schäme mich ein bisschen dafür. Noch eins? Noch einmal all den Stress?
All das Nichtschlafen. All das Trösten, das Gejammere, die vielen Windeln, die vielen Tage Bettwache wegen Fieber oder geschwollenem Zahnfleisch. Tragen, Pflegen, Hegen. Mittendrin die Arbeit unterbrechen, weil die Kita anruft. Die Sorgen, ob alles okay, ob alles gesund, ob alles normal ist. Nachts aufwachen, rüberschauen, auf den Atem lauschen. Das Jonglieren der unterschiedlichen Bedürfnisse, die zu einer Familie gehören. Die vielen Stunden und Tage und Wochen, die ich auf Spielplätzen verbringe und verbracht habe, die möchte ich gar nicht zusammenzählen.
Ich höre mich sagen, dass ich ja auch nicht mehr der Jüngste sei. Braucht die Welt wirklich noch ein Kind - und braucht die Welt wirklich noch ein Kind von mir? Ich möchte doch einfach mal auf der Couch sitzen und nicht verantwortlich sein.
Ein Freund von mir ist mit seiner Familie nach Eberswalde gezogen, das liegt vor den Toren von Berlin, hat eine Bahnverbindung, einen Zoo und Naturschutzgebiete. Der ist so ein Survivaltyp, rennt in den Wald, schießt mit dem Bogen, baut sich Unterstände für die Nacht. Seine Frau möchte auch noch ein zweites Kind. Und er sagt: "Das ist die beste Frau der Welt, wenn sie noch eins will, dann muss ich ran."