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Urlaubsangebote für Veganer: Ich bin dann mal veg!

Frischer Start in den Tag: Kleine Nischenanbieter bringen vegan Reisende ans passende Früstücksbuffet. Foto: ReNatur/TMN

Ein Frühstücksbuffet, von dem man eigentlich nur die Gurken knabbern kann, die Daunenfüllung im Hotelkopfkissen, das Ledersofa in der Lobby: Veganer müssen im Urlaub ziemlich auf der Hut sein. Doch das Angebot für Reisende mit entsprechendem Lebensstil wächst. Ein Überblick und Antworten auf die wichtigsten Fragen zum entspannten veganen Reisen.


Wie finde ich vegane Unterkünfte?

Die Zeiten, in denen Veganer nur mit Studentenfutter, Müsliriegel und Bananen auf Reisen ihren Hunger stillten, sind vorbei. Das Portal Veggie Hotels listet unter mehr als 500 weltweit erfassten vegetarischen Häusern derzeit 73 rein vegane Unterkünfte auf, in denen niemand unter Daunen schlafen oder ein Shampoo benutzen muss, das an Tieren getestet wurde.


Was tun, wenn es kein veganes Hotel am Urlaubsziel gibt?

Wer ein bestimmtes Reiseziel vor Augen hat, in dem kein veganes Hotel zu finden ist, muss auswärts essen. Auf der Seite des Vegetarierbunds Deutschland (Vebu) können Urlauber nach rein veganen Restaurants und Cafés suchen. Die Tierrechtsorganisation Peta kennzeichnet fast 100 rein vegane Optionen in Deutschland mit einem "V" in ihrer Linkliste vegetarischer Restaurants. Eine Liste für Österreich, die Schweiz und europäische vegane Gourmetrestaurants gibt es auch.

Das Onlinemagazin "Deutschland i(s)st vegan" führt für Deutschland und Österreich mehr als 240 vegane Häuser auf. Und der Bioverlag hat einen Restaurantfinder mit mehr als 300 vegetarischen und veganen Restaurants, Cafés und Läden im Programm. Weltweit bietet die amerikanische Website "Happy Cow" das vollständigste Angebot an vegetarischen und veganen Restaurants.


In welchen Ländern ist es schwierig, ohne tierische Produkte durch den Tag zu kommen?

"Osteuropa ist eine eher fleischlastige Ecke", sagt Thomas Klein von Veggie Hotels. "In Russland finden wir beispielsweise keine geeigneten Partner." "Happy Cow" listet für das Riesenland nur 105 vegetarische Restaurants, davon sind nur eine Handvoll vegan. Da ist ein "Vegan Passport" im Gepäck hilfreich, der in 74 Sprachen jeweils auf einer Seite aufführt, was Veganer essen. So weiß der Gastronom vor Ort gleich Bescheid. Peta Deutschland verkauft die Broschüre.


In welchen Ländern kommen Veganer grundsätzlich gut zurecht?

Asien gilt als veganerfreundlich, trotzdem sollte man sich immer erkundigen. Viele typische Gerichte sind mit Fischsoße, Meeresfrüchtepaste oder Ei angemacht. In Indien wird gern Ghee - das ist Butterschmalz - zum Kochen und Braten genommen. In Indien, Sri Lanka, Singapur, Malaysia, Thailand, Vietnam oder Kambodscha fragen Veganer also besser nach. In den USA, vor allem in Kalifornien, ist die taiwanesische Restaurantkette Loving Hut mit vielen veganen Restaurants vertreten, weltweit sind es etwa 200. Einige amerikanische Fastfood-Ketten wie zum Beispiel Taco Bell führen vegane Gerichte.

Weltweit gilt Berlin als "Veganer-Hauptstadt". Mit Hilfe der Webseite der Initiative "Berlin vegan" finden Urlauber schnell ein passendes Restaurant - und Auskünfte über private vegane Übernachtungsmöglichkeiten. Im Top-five-Ranking der veganerfreundlichsten Städte von "Happy Cow" folgen auf den Plätzen hinter Berlin New York City, Portland, San Francisco und London. Europaweit hat Großbritannien nach Deutschland die meisten veganen Restaurants.


Welche Reiseveranstalter haben ein Herz für Veganer?

Noch im Laufe dieses Jahres will der Reiseveranstalter TUI per Mausklick das passende Urlaubshotel mit veganen Angeboten präsentieren. Am ehesten wird man bei dem Veranstalter in den Häusern der Marke Viverde fündig. Bei Thomas Cook gehen die Sentido-Häuser auch auf vegane Wünsche ein. Generell sollten Veganer bei Pauschalreisen explizit vorab beim Reisebüro nach dem Angebot fragen. Nicht alle Hotels bieten Veganes an, und manche Airlines kassieren für ein entsprechendes Bordmenü extra.

Bei Nischenanbietern mit ökologischem Anspruch sind vegane Reisende oft besser aufgehoben: "Die meisten Unterkünfte, die wir bei unseren Reisen nutzen, haben sich auf den Trend eingestellt und bieten auf Wunsch eine vegane Verpflegung an", sagt Roland Streicher vom Nürnberger Anbieter Renatour. "Einige Häuser heben das Angebot sogar ganz explizit hervor." Der britische Veranstalter Ace Outdoors schickt vegane Wanderer zusammen mit Vegetariern in die französischen Alpen. Für die Karibik bietet etwa Holistic Holiday at Sea eine vegane Kreuzfahrt mit Vorträgen an, auf der es aber auch vegetarische Alternativen gibt.


Wo sind Veganer unter sich?

Berlin ist das Ziel der ersten veganen Pauschalreise des Schweizer Veranstalters Kuoni. Und Amazing Adventures veranstaltet zwei vegane Dalmatien-Kreuzfahrten. "Rein vegane Angebote gibt es noch wenig", sagt Dirk Fehring-Prieß von Veganes Reisen in Uetze bei Hannover, das seit 2014 Reisen nach Andalusien und Mallorca veranstaltet und andere vegane Reisen vermittelt. Der Kölner Wellnessreisen-Veranstalter Hibiskus Reisen bietet zwei vegane Reisen in die Türkei an. Die Briten von Veganbnb Travel veranstalten Reisen für kleine Gruppen nach Guatemala und Spanien. Und das Vinje Vegan Cycling Project bietet ab Juli 2015 vegane Rennradreisen auf den Spuren der Tour de France.

Auf vegane Flusskreuzfahrten hat sich der Münsteraner Dirk Bocklage spezialisiert. Damit will er vor allem jüngere Gäste anlocken. "Wir polieren das angestaubte Image der Flusskreuzfahrten auf", sagt er. An Bord ist jeweils ein "veganes Gesicht", etwa der Berliner Koch Björn Moschinski.

                                                                                                                Karin Willen/dpa/ele

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