Ob Bio-Vollwertküche oder asiatische Ernährungslehre: Ein paar freie Tage reichen schon, um in schöner Umgebung neue Koch-Inspiration zu bekommen und dabei noch zu entspannen.Zum Original
Von Karin Willen
Eigentlich wissen wir es: Hastig essen, viele Fertigprodukte, reichlich Zucker und immer nur Weißmehl sind auf Dauer ungesund. Doch der hektische Alltag lässt uns oft wenig Zeit, Ideen zu entwickeln, sorgfältig einzukaufen und zu kochen. Zeit, die wir im Urlaub hätten. In ein paar freien Tagen gesund kochen lernen und Tipps für den Alltag bekommen - gibt es so etwas? Das Ganze im schönen Ambiente, begleitet von Bewegung? Ja - man muss nur ein wenig suchen. Viele Kurkliniken und Gesundheitshotels, die Koch-Anregungen geben, lassen ihre Gäste erst einmal heilfasten. Erst danach darf man in der Lehrküche schnibbeln und brutzeln. Doch Fasten ist nicht unbedingt jedermanns Sache. Deshalb sind einige Einrichtungen dazu übergegangen - alternativ zu Fastengetränken - auch Vollwertiges auf biologischer Basis auf den Tisch zu bringen, bei sonst gleichem Programm inklusive Yoga, Pilates oder Jogging.
Gute Angebote bieten individuelle Beratung und gehen auf die Geschmacksvorlieben ihrer Gäste ein. Schließlich droht ansonsten der Genuss zu kurz zu kommen, was das „sichere Aus" der neuen Kost wäre. Einige Initiativen setzen besonders auf Alltagstauglichkeit. So gehen zum Beispiel Ernährungsexperten der Buchinger-Klinik in Überlingen einmal die Woche unter einer kostenfreien Telefonnummer auf Fragen ein, die sich den Gästen später stellen. Im Artepuri Hotel Meersinn in Binz wird der kulinarische Horizont an sogenannten Bio-Genusswochenenden erweitert. Dabei wird gemeinsam gekocht und unter fachkundiger Begleitung im Bio-Hof eingekauft. Entspannung und Bewegung stehen ebenfalls auf dem Programm, und das hauseigene Kochbuch im Gepäck erinnert im Alltag an das Erlernte.
Auch in asiatische Ernährungslehren kann man hierzulande Einblicke bekommen. Bei der chinesischen 5-Elemente-Küche werden die Lebensmittel den Elementen Holz (Geschmacksrichtung sauer), Feuer (bitter), Erde (süß), Metall (scharf) und Wasser (salzig) zugeordnet. Diese sollen möglichst in jeder Mahlzeit enthalten sein. Die Auswahl der Speisen richtet sich nach den Jahreszeiten. Spezialisten wie Mayoori Buchhalter in Köln (www.biogourmetclub.de) oder Jörg Krebber (www.nahrungistmedizin.de) führen am Herd und in unterschiedlichen Hotel-Seminarräumen in die 5-Elemente-Küche ein, die für Laien allerdings nicht leicht zu erlernen ist.
Bei der ayurvedischen Ernährungslehre aus Indien wirken sechs Geschmacksrichtungen je nach Zubereitung und Zusammenstellung ausgleichend oder verschärfend auf den jeweiligen Konstitutionstyp (Dosha). Kochkurse gibt es zum Beispiel in der Habichtswald-Klinik in Kassel Bad-Wilhelmshöhe.
Man muss nicht nach asiatischen Weisheiten greifen, um gesund zu essen. Vorsichtig sein sollte man allerdings bei den zahlreich angebotenen Diätprogrammen. Sie mögen zwar vorübergehend Pfunde purzeln lassen - doch der Jo-Jo-Effekt droht. Zudem befürchten Experten Fehlernährung, wenn man sich länger nach einseitigen Diäten richtet. Da versprechen Konzepte mit vollwertigen Speisen schon mehr, wie sie die Krankenkassen in Abendkursen nach den Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) mit praktischen Kochübungen anbieten (zum Beispiel: www.tk-online.de). Dort wird versucht, die eigenen Vorlieben in einen abwechslungsreichen Speiseplan zu integrieren und auch zu vermitteln, woran man gute Lebensmittel erkennt. Die ballaststoffreiche Mittelmeerkost mit viel Obst, Gemüse, Hülsenfrüchten und Fisch und die Devise „5-mal am Tag eine Handvoll Gemüse oder Obst" bilden das Rückgrat solcher Kurse. Um Wohlfühlambiente und Bewegung muss man sich dabei allerdings selber kümmern.
Alles inklusive gibt es dagegen in Schnupperseminaren im Bio-Hotel Fünfseenblick am Edersee, in dem Berater der Unabhängigen Gesundheitsberatung (UGB) ihr Wissen um
vollwertig Vegetarisches weitergeben (www.ugb.de/Seminare). Der Gourmet- und Vollwertkoch Stefan Forster vermittelt in der Lehrküche Rezepte mit Pfiff aus regionalen Zutaten und zeigt originelle Brotaufstriche, die garantiert schmecken.
Hier gibt es genussreiche & vollwertige Kochkurse
Malteser Klinik von Weckbecker, Bad Brückenau In der Klinik am Rhön-Südhang wird man schulmedizinisch und naturheilkundlich versorgt, isst biologisch-vegetarisch und wählt aus einem großen Gesundheitsprogramm aus. Wer mag, kann fasten. Die Gäs-te lernen in der Lehrküche, beim Einkaufstraining und bei Vorträgen, wie man vollwertig und genussreich kocht. 105 Betten in einem 20 000 qm großen Park, Kneipp-Abteilung, naturheilkundliches Therapiezentrum, Hallenbad, Liegewiese, Fitness, Sauna, Solarium, Infrarotkabine, Kosmetik. www.weckbecker.com
Tannerhof, Bayrischzell Zimmer ohne Fernseher, dafür mit Aussicht in die Natur und die Teilnahme am Entspannungs-, Bewegungs- und Vortragsprogramm nach der Lehre des Wasserpfarrers Kneipp bietet das Gesundheits- und Bio-Hotel, das sich auf Vollwertkost, eine biologische Vitalküche, Buchingerfasten und Basenkost spezialisiert hat. Ein Kochkurs und eine Ernährungsberatung gehören zum Angebot. Zwei Ärzte sind im Haus. 82 Betten in ruhiger, grüner Lage oberhalb von Bayrischzell, Hallenbad, Saunahütte im Freien, Massage, Fitness, Kosmetik. www.tannerhof.de
Bio-Hotel Kurz am Lockstein 1, Berchtesgaden Klein und bayerisch fein ist das neue Hotel der Bio-Spitzenköchin Christel Kurz, die ihre Gäste jeden Samstag von 10 bis 14 Uhr in der Küchenwerkstatt in die Geheimnisse der Bio-Kochkunst einweiht - mit fantasievollen, vegetarischen Rezepten. Für Gruppen ab fünf Personen schneidert die Hauswirtschaftsmeisterin auch ein eigenes Programm aus Kochkursen, Ernährungsberatung und Frischkosmetikkursen. Vier bis sechs Betten im historischen Teil Berchtesgadens mit Bergblick, Bibliothek, geführten Wanderungen und Massagen. www.biohotel-kurz.de